Goal.com: Mazedoniens Goldene Generation?

Die U21 des Balkanstaates hat mit der Qualifikation für die Europameisterschaft 2017 in Polen etwas geschafft, das ihnen kaum jemand zugetraut hatte. Goal stellt das Team vor.

"Der Fußball schafft fantastische Dinge, oder?", sagte David Babunski 2013 nach einem 1:0-Sieg der mazedonischen U21-Nationalmannschaft gegen die Auswahl aus Aserbaidschan. Damit meinte er die Tatsache, dass er zusammen mit seinem Bruder Dorian seine Landesfarben vertreten durfte. Auch Vater Boban war dabei – als Trainer. 
Inzwischen sind drei Jahre vergangen, Boban Babunski ist nicht mehr U21-Trainer, aber seine Söhne haben erneut etwas Fantastisches geschafft. Die Mannschaft schloss die EM-Qualifikation vor den hochtalentierten Franzosen ab und steht damit als Teilnehmer der U21-Europameisterschaft 2017 in Polen fest.

Nur eine Niederlage leistete sich das Team von Trainer Blagoja Milevski. Das war im Juni 2015 ein 0:3 auf Island im ersten Spiel der Qualifikation. Seitdem hat die Mannschaft kein Spiel mehr verloren, trotzte Frankreich zwei Unentschieden ab und ließ auch die Ukraine, Island, Schottland und Nordirland hinter sich. Am Ende standen sie mit 21 Punkten einen Zähler vor dem Nachwuchs der Equipe Tricolore.

Mittendrin sind die Babunski-Brüder, die schon früh als die großen Talente des Landes gehandelt wurden. David galt als Virtuose am Ball und wurde mit Andres Iniesta verglichen. Bei einem U12-Turnier in Spanien fiel er den Scouts des FC Barcelona auf, die ihn daraufhin in La Masia holten. Sein Bruder Dorian hatte ebenso seine Bewunderer, nur schlug er einen ganz anderen Weg ein. Er wechselte 2011 in die Jugend von Real Madrid.

Kein Durchbruch für die Babunskis 

Das Talent verwundert nicht, denn Vater Boban war selbst Profi, gehörte zur goldenen Generation des mazedonischen Top-Klubs Vardar Skopje, die 1992/93 ungeschlagen die Meisterschaft gewann. Danach spielte er noch in Bulgarien, Spanien, Japan, Griechenland und in Deutschland. Dass seine Söhne ausgerechnet bei den beiden spanischen Top-Klubs landeten, brachte der Familie Babunski ihren eigenen kleinen Clasico ins Haus. 

Doch durchsetzen konnten sich die Brüder nicht. David rückte 2013 in die zweite Mannschaft Barcelonas auf, bekam aber keine Chance, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Im Januar 2016 wechselte er ablösefrei zu Roter Stern Belgrad. Dort will er sich etablieren, was bisher aber noch nicht der Fall ist. Dorian blieb bis 2015 bei den Königlichen und schloss sich dann einem spanischen Drittligisten an, wo er allerdings unterfordert war und deshalb vor dieser Saison zum slowenischen Traditionsverein OIimpija Ljubljana wechselte. Allerdings wartet er noch auf seinen ersten Einsatz für den Klub.

David zieht in der U21 Mazedoniens die Fäden im Mittelfeld und gehört zu den Stammspielern. Dorian ist als Angreifer nur Ergänzungsspieler. Doch woran liegt der plötzliche Erfolg des kleinen Balkan-Landes, wenn nicht an den beiden ehemaligen Aushängeschildern?

Die Qualifikation für die Europameisterschaft war eine großartige Mannschaftsleistung und beginnt bei Torhüter Igor Aleksovski, der in neun Spielen nur fünf Gegentore kassierte. Seine Leistungen waren so gut, dass Rekordmeister Vardar ihn vor dieser Saison verpflichtete.  Herauszuheben ist auch die Innenverteidigung, die meistens aus Kapitän Gjoko Zajkov und Darko Velkovski bestand. Ersterer wagte bereits 2014 den Sprung nach Frankreich zu Stade Rennes und schloss sich 2016 RSC Charleroi in Belgien an. Velkoski steht seit 2015 bei Vardar unter Vertrag und ist dort bereits Stammspieler. In der diesjährigen Champions-League-Qualifikation gelang ihm in der 2. Runde ein Doppelpack gegen Dinamo Zagreb.

Ein prägender Spieler im Mittelfeld ist Enis Bardhi von Ujpest Budapest. Er stammt aus der Jugend des dänischen Klubs Bröndby IF. Ein kurzer Abstecher führte ihn nach Schweden, bevor er 2014 nach Ungarn wechselte. In dieser Saison ist er einer der Shooting-Stars der Liga und konnte in zwölf Spielen bereits fünf Tore erzielen. Neben ihm spielt in der U21 meistens Boban Nikolov, der seine Jugend in Rumänien verbrachte und eher für die grobe Gangart zuständig ist.

Die offensive Dreierreihe im 4-2-3-1 von U21-Trainer Milevski wird angeführt vom Zehner Babunski, doch viel torgefährlicher sind die beiden Flügelspieler Marjan Radeski und Kire Markoski. Sie sorgten  für sechs der 13 Tore in der EM-Qualifikation. Beide spielen noch in der Heimat bei Shkendija Tetovo bzw. Rabotnicki Skopje und sind bereits Stammspieler in ihren Vereinen.

Eine interessante Personalie ist auch Stürmer Viktor Angelov, der in Dortmund geboren wurde. In der Jugend spielte er für den BVB und Schalke, bevor er in das Heimatland seiner Eltern wechselte. Im Januar 2016 wurde er Teamkollege von Bardhi bei Ujpest Budapest in Ungarn. Er ist ein relativ kleiner Stürmer, der aber eine gute Ballbehandlung aufweist und immer ein Auge für den Mitspieler hat. Viele Bälle legt er auf die nachrückenden Kollegen ab.

Ein Blick in die Zukunft

Mit Elif Elmas ist auch bereits der Star der nächsten Generation gesichert. Mit nur 16 Jahren debütierte der offensive Mittelfeldspieler in der U21. Im Oktober 2015 wechselte er in die Niederlande zum SC Heerenveen, die ihn umgehend zurück an seinen Heimatverein Rabotnicki verliehen, um mehr Spielzeit zu generieren. Mit nun 17 Jahren ist er Stammspieler und konnte in neun Spielen drei Tore erzielen. Auch in der Europa-League-Qualifikation trug er sich in die Torschützenliste ein.

Mazedonien wird auch bei der U21-Europameisterschaft 2017 in Polen zu den Underdogs gehören. Neben Teams wie Italien, Portugal, Deutschland und England an diesem Wettbewerb teilzunehmen ist einer der größten Erfolge für das Land. Vielleicht gelingt eine Überraschung wie schon gegen die starken Franzosen, die mit Spielern wie BVB-Shooting-Star Ousmane Dembele, Monacos Thomas Lemar oder dem Pariser Adrien Rabiot angetreten sind.

Mazedoniens Zukunft sieht gut aus und mit Aleksovski, Velkovski, Nikolov, Bardhi, Radeski, Markoski und Angelov haben bereits sieben U21-Spieler für die A-Nationalmannschaft debütiert. Der Achte ist David Babunski, der schon 2013 sein Debüt gab und so schön sagte: "Der Fußball schafft fantastische Dinge, oder?"