Volleyball: Ristoski will Schönenwerd zu internationalen Spitzenklub machen

Der erfahrene Trainer Zharko Ristoski will Schönenwerd zu einem internationalen Spitzenklub machen.

Er ist gross. Sehr gross. 195 Zentimeter, um genau zu sein. Wenn Zharko Ristoski sitzt und begeistert von Volley Schönenwerd erzählt, fällt seine Grösse weniger auf.
Für sein NLA-Team geht die Saison dieses Wochenende zu Ende. Schönenwerd hat den Einzug in den Final verpasst und spielt nun gegen Lausanne um den dritten Platz. Das erste Spiel hat «Schöni» 3:1 gewonnen und Ristoski ist zuversichtlich, dass seine Mannschaft auch die Serie gewinnt.
Er möchte die Best-of-3-Serie am Samstag beenden – vor Heimpublikum. Das wird allerdings kein Kinderspiel: «Die Matches gegen Lausanne sind immer sehr umkämpft. Wir dürfen nicht übermütig werden und müssen unser Spiel konsequent durchziehen, um zu gewinnen», sagt der Cheftrainer. Und gewinnen will Ristoski unbedingt: Ein Sieg würde nicht nur die Bronzemedaille in der Meisterschaft bedeuten, sondern auch die Berechtigung zur Teilnahme am Europacup in der nächsten Saison.

Damit wäre auch das Saisonziel erreicht und Ristoski wäre zufrieden mit seiner ersten Saison in Schönenwerd. Obwohl – eigentlich hat sich der 41-Jährige mehr erträumt: «Mein persönliches Ziel war es, im Final zu spielen.» Doch Schönenwerd scheiterte im Halbfinal an Näfels. An den Innerschweizern biss sich «Schöni» diese Saison die Zähne aus.
Keines der sechs Aufeinandertreffen konnten die Niederämter für sich entscheiden. Ristoski hat den Grund dafür rasch bestimmt: «Der Trainer und auch viele Spieler trainieren seit mehreren Jahren zusammen. Sie sind besser aufeinander abgestimmt.»

Professioneller arbeiten

Wenn es nach Ristoski geht, wird Schönenwerd aber bald auf Augenhöhe mit den Topteams sein. Das zeigt schon nur der Umstand, dass «Schöni» die Qualifikation auf dem zweiten Platz hinter Leader Amriswil und vor Näfels beendete – trotz längeren Ausfällen der Routiniers Carlos Guerra, Simon Hofstede und Noel Giger. Die Lücken schlossen Nachwuchsspieler. Die Hälfte des Teams von Ristoski ist weniger als 21 Jahre alt – ein Versprechen für die Zukunft.
Ristoski hat grosse Visionen. Er will in Schönenwerd eine in der Schweiz, aber auch international geachtete Adresse für Spitzenvolleyball aufbauen: «Schönenwerd soll schweizweit die erste Anlaufstelle für professionellen Volleyball werden.» Die neue Sport- und Eventhalle «Betoncoupe Arena» in Schönenwerd, die am 1. Januar 2018 eröffnet wird, soll dabei eine zentrale Rolle einnehmen.
Der Volleyballklub, der bisher an bis zu vier verschiedenen Orten trainierte, wird damit erstmals eine Heimhalle haben. Für Ristoski ein grosser Schritt in die richtige Richtung: «Dank der neuen Halle kann der Klub professioneller arbeiten. Die Spieler haben eine richtige Homebase, die Matches können besser organisiert werden und die Fans wissen immer, wo sie uns finden.»

Ein Leben für den Volleyball

All dies erzählt Ristoski in fliessendem Englisch mit einem feinen, kantigen Akzent. Deutsch spricht er nur brockenweise. Dafür beherrscht er fünf weitere Sprachen: Serbisch, bulgarisch, rumänisch, griechisch und mazedonisch, seine Muttersprache. Als 13-Jähriger begann Ristoski beim Verein der mazedonischen Hauptstadt Skopje Volleyball zu spielen – und hat seither nicht damit aufgehört.
22 Jahre lang zog er als Profispieler durch den Balkan, gewann unzählige nationale und internationale Titel auf Klubebene und war zehn Jahre lang Captain der mazedonischen Nationalmannschaft.
Seit sechs Jahren arbeitet Ristoski nun als Trainer, zuletzt drei Jahre in Zypern, davor in Mazedonien. Volley Schönenwerd ist ihm erstmals 2014 im Europacup aufgefallen. Von da an verfolgte er die Niederämter, auch, weil der damalige Trainer Bujar Dervisaj ein guter Freund ist. Als dann 2016 ein Angebot von Schönenwerd kam, zögerte Ristoski nicht lange: «Die Schweiz ist so ein schönes Land!»
Seine Familie zog mit ihm vom zyprischen Küstenstädtchen Limassol nach Schönenwerd. Eine riesige Veränderung, insbesondere für den zehnjährigen Sohn. «Der Umzug war eine grosse Herausforderung. Doch wir haben sie angenommen: Dafür dürfen wir eine neue Sprache und eine neue Kultur kennenlernen», sagt Ristoski. In Schönenwerd hat er sich gut eingelebt und fühlt sich wohl als «Teil der Volleyball-Familie». Sein Sohn ist inzwischen ebenfalls Mitglied im Verein.
Ristoski möchte noch lange in der Schweiz bleiben. Zuerst muss aber sein Einjahres-Vertrag verlängert werden. Der Mazedonier ist zuversichtlich, dass er noch länger dazu beitragen wird, Schönenwerd an die Spitze zu bringen.