Kuriose Gerichtsverhandlung: Mazedonier sieht sich als letzter Nachfahre Hitlers

Ein 48 jähriger Mazedonier steht vor dem Amtsgericht Gießen wegen Hakenkreuze, überall trug er sie, oder brachte Motive davon an: Auf seinem T-Shirt, in seinem Spind, an den Zellenwänden in der JVA als er wegen anderen Vergehen einsaß. Kurios: Er betrachtet sich "als letzter Nachfahre Hitlers".


Eine weitere Kuriosität: Während der ganzen Verhandlung war der Mazedonier in Handschellen "ruhig gestellt", die Beamten schienen wohl von seiner großen Statur ziemlich beeindruckt.

Der "Angeklagte, der Adolf Hitler verehrt", wie es in der Anklage heißt, muss wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen drei Monate und zwei Wochen zusätzlich absitzen. 

Er sitzt wegen schweren Raubes eine sechsjährige Freiheitsstrafe ab, bei einem Freigang auf dem Gefängnishof soll er einen Mithäftling attackiert haben. Begründung des Täters: Das Opfer habe "alles beleidigt, was ihm viel wert ist". Laut seinem Worten seien dies: "Seine Familie, sein Glauben und Adolf Hitler." 

Bei der Attacke zog der Mazedonier, in Vorbereitung auf eine körperliche Auseinandersetzung, seinen Pullover aus. Darunter trug er ein weinrotes T-Shirt, auf dessen Rückseite ein spiegelverkehrtes Hakenkreuz angebracht war - selbst gebastelt und auf dem Shirt aufgeklebt.

Knapp acht Monate später tauchte das Hakenkreuz, auch Swastika genannt, in der Einzelzelle des Angeklagten in Form eines am Kleiderschrank befestigten Zettels erneut auf. Während der Angeklagte das Tragen des T-Shirts einräumt, will er von dem Papier am Spind, das unter Zuhilfenahme von Zahnpasta über einem nachgemalten Logo der AfD befestigt war, nichts wissen.

Vielmehr beteuert der Mazedonier, gar nicht gewusst zu haben, dass Hakenkreuz-Symbole in Deutschland strafbar seien. In seiner Heimat stehe das Zeichen nämlich für eine politische Organisation, deren Präsident er sei. Als "Beweis" präsentiert der auf Krawall gebürstete Mann direkt zu Verhandlungsbeginn ein Foto seines Großvaters aus dem Jahr 1925. Der habe damals schon dieses Symbol benutzt.

"Ich brauche keinen Geschichtsunterricht mit Ihnen", macht Richterin Sonja Robe nach einem mehrminütigen, teils wirren Monolog des Mannes deutlich. "Am Frankfurter Flughafen steht kein Schild, das Hakenkreuze verbietet", lässt der Angeklagte seine Überraschung von der Strafbarkeit übersetzen. "Ich bin hier Tourist." Nach eigener Aussage reist er seit 20 Jahren "hin und her". Noch nie habe er Probleme mit Deutsche Behörden gehabt.

Drei JVA-Beamte berichteten allerdings ein völlig anderes Bild. Sie bestätigen in einem Tenor, dass der Angeklagte regelmäßig die Wände seiner Zelle mit Hakenkreuzen verziert habe. Ein 41-Jähriger erklärt sogar, dass es unter Kollegen bekannt gewesen sei, dass sich der Mann "als letzter Nachfahre Hitlers" verstehe.

Was den Angeklagten aus Mazedonien hingegen besonders mitnahm: Voraussichtlich nächstes Jahr soll er aus der Bundesrepublik abgeschoben werden. "Das bedeutet lebenslänglich für mich", gab er an, "mein Herz wird immer für Deutschland klopfen".

Wie der Gießener Anzeiger berichtet, wählte der Angeklagte für seinen Gerichtstermin dann aber doch einen Trainingsanzug mit den Nationalfarben Mazedoniens, seines Heimatlandes, auf dem Rücken stand  mit große Buchstaben "Macedonia" auf der Jacke.


QUELLE: Gießener Anzeiger