Nach vielen Vereinswechseln muss Löwe Dejan Manaskov trotz guter Auftritte auch den Meister im Sommer verlassen
Am Ende wollte Dejan Manaskov einfach nur noch weg. Weg aus seiner mazedonischen Heimat, weg aus seiner Stadt. Zu groß war der Frust, zu gering die Aussicht auf Spielanteile. Und deswegen musste der Linksaußen auch nicht lange überlegen, als ihn im Sommer die Rhein-Neckar Löwen von Vardar Skopje in die Handball-Bundesliga lotsten. "Innerhalb weniger Tage war der Wechsel perfekt", erinnert sich der pfeilschnelle Rechtshänder, der sich sein einjähriges Intermezzo bei Vardar ein wenig anders vorgestellt hatte.
Donnerstag gegen Ex-Klub Skopje
Hinter dem gesetzten Russen Timur Dibirow blieb ihm oft nur die Zuschauerrolle. Selbst wenn er gut spielte, saß er in der nächsten Begegnung wieder auf der Bank. Es gab kein Vorbeikommen an Dibirow, der - so wird gemunkelt - auch der Liebling des russischen Mäzens Sergej Samsonenko sein soll. Manaskov selbst möchte das nicht kommentieren, er schaut nur auf sich. "Meine Situation war in der Tat schwierig. Aber mir blieb nichts anderes übrig, als die Entscheidung unseres Trainers Raúl González Gutiérrez zu akzeptieren und meine Rolle im Sinne der Mannschaft anzunehmen", sagt der Rechtshänder, der aus dem Reservistendasein aber seine Konsequenzen zog und ging: "Es ist frustrierend, immer nur auf der Bank zu sitzen. In Skopje habe ich für mich keine Perspektive mehr gesehen. In meinem Alter muss und will ich unbedingt spielen."
Bei den Löwen kann er das. Der 24-Jährige ist zwar auch beim Meister nicht die Nummer eins auf der Linksaußenposition, der zuletzt beim 26:24-Erfolg über den Bergischen HC überragende Gudjon Valur Sigurdsson gibt allerdings keinesfalls den Alleinunterhalter. Das neue Duo auf dem linken Flügel ergänzt sich gut, nachdem es im Sommer als Nachfolger von Uwe Gensheimer ein schweres Erbe angetreten hatte. Manaskov weiß das. "Uwe ist Uwe, der beste Linksaußen der Welt. Er war 13 Jahre hier, das ist bewundernswert - und deswegen ist er bei den Löwen eine lebende Legende. Er hat Großartiges hier geleistet", sagt der Mazedonier, der im Training ungemein von der Erfahrung des 37-jährigen Sigurdsson profitiert und bei den Löwen nicht nur als Einwechselspieler, sondern auch in der Startformation zum Zug kommt.
Vor allem in der Champions League, in der die Badener am Donnerstag (19 Uhr in Frankfurt) auf seinen Ex-Klub Vardar Skopje treffen. Das Spitzenspiel in der Vorrundengruppe B birgt aber nicht nur persönliche Brisanz für Manaskov, sondern ist auch in sportlicher Hinsicht für den Bundesligisten von besonderer Bedeutung. Mit einem Erfolg über das Star-Ensemble aus der mazedonischen Hauptstadt würden die Löwen zur Halbzeit der Vorrunde definitiv auf Platz eins stehen. "Natürlich will ich in dieser Partie unbedingt spielen", sagt Manaskov, der beim morgigen Löwen-Gegner insgesamt einen schweren Stand hatte.
Für Tollbring weichen
Die Vardar-Fans empfingen ihn ablehnend, als er im Juli 2015 aus Wetzlar kam. Der Grund liegt in seiner Vergangenheit: Metalurg Skopje, der ungeliebte Stadtrivale, ist sein Heimatverein. Als dieser aber in finanzielle Schwierigkeit geriet, folgte im Februar 2015 der Wechsel nach Wetzlar. Fünf Monate später ging er zu Vardar, jetzt spielt der Linkshänder bei den Löwen. Doch auch beim Meister wird im Juni 2017 für ihn Schluss sein, die Badener haben für die Linksaußenposition den Schweden Jerry Tollbring verpflichtet. "Ich wusste bei meiner Zusage, dass Jerry kommen wird und ich nur ein Jahr bleiben kann", sagt Manaskov, der sich deshalb auch nur eine möblierte Wohnung in Sandhausen suchte und den die Aussicht auf ein einjähriges Gastspiel nicht störte. Für ihn gab es Wichtigeres: "Ich wollte nur weg aus Skopje."