MAKEDONIEN ERLEBEN





EIN GESPRÄCH MIT KORNELIJA UTEVSKA-GLIGOROVSKA, DER MAKEDONISCHEN BOTSCHAFTERIN

BF Sie sind seit 2010 Botschafterin der Republik Makedonien in Berlin. Wo liegt Ihr besonderer Arbeitsschwerpunkt?
In der Promotion meines Landes, in jeglicher Hinsicht. Dabei spreche ich nicht über die täglichen Pflichten. Die sind bekannt und klar abgesteckt. Makedonien hat leider einen niedrigeren Bekanntheitsgrad als manch ein anderes Land. Deshalb ist es wichtig, den Menschen hier in Deutschland das Land näher zu bringen.

BF Seit 2005 ist Makedonien offizieller EU-Beitrittskandidat. Wie wird dies im Land umgesetzt?

Das stimmt. Seit 2005 haben wir den Status Kandidat für den Beitritt in die EU.  Bereits seit drei Jahren, seit 2009, empfiehlt die Kommission dem Europäischen Rat die Verhandlungen mit Makedonien zu beginnen, was bedeutet, dass seit drei Jahren alle Voraussetzungen, bzw. die Kopenhagener Kriterien im Annäherungsprozess erfüllt sind, und die nächsten Schritte ohne weiteres in die Wege geleitet werden können. Seit 2008 haben wir die Kriterien für die Nato-Mitgliedschaft erfüllt. Das Ziel Europa, wenn wir das als Oberbegriff für die Integration nehmen, löst im Land eine positive und kreative Dynamik aus: die politischen Systeme reformieren sich, die Verwaltung passt sich an die neuen Bedürfnisse an, die Gesellschaft reift und ändert sich, in allen erdenklichen Richtungen. Doch, all das ist kein Selbstläufer. Die EU-Perspektive löst die beste Mobilisierungskraft aus, um die notwendigen politischen und wirtschaftlichen Reformen durchzuführen. Diese müssen für das Wohl der eigenen Bürger durchgeführt werden. Das sind die Voraussetzungen, um die Wirtschaft anzukurbeln, um ein stetiges Wachstum zu sichern und um somit das Land lebenswert für seine Bürger zu machen.


BF Das mit rund 2 Millionen Einwohnern recht kleine Land Makedonien besitzt ein reiches Erbe, insbesondere aus der osmanischen Zeit. Welche Ziele empfehlen Sie?
Makedonien bietet für jeden etwas. Es ist das einzige Land, das in der Bibel erwähnt wird. Da steht, dass Apostel Paulus seinem Traum folgte und von Makedonien aus das Christentum in ganz Europa verbreitete. Die erste Person, die er taufte, war Lydia. Makedonien ist das Land, dass das slawische Schrifttum hervorbrachte. Die Gebrüder Cyrill und Methodius, die Slawenapostel und späteren Heiligen, schufen im 9. Jh. in der von Ihnen gegründeten ersten Universität auf dem Balkan, in Ohrid, die erste Schrift, die später vom Hl. Kliment, noch vereinfacht und Kirilica genannt wurde. 
Die Republik Makedonien ist heute eine Fundgrube kultureller und künstlerischer Schätze. Wie selten sonst auf der Welt sind auf engem Raum eine große Anzahl historischer Denkmäler zu finden wie Kirchen, Klöster, archäologische Ausgrabungen von der Antike bis zur Gegenwart, Moscheen, Ikonen und Fresken, die aus der Frühzeit stammen. Die makedonischen Ikonen gehören zu den bekanntesten der Welt. Von der byzantinischen Freskenmalerei in makedonischen Kirchen aus dem 12. Jahrhundert ließen sich wohlbekannte Maler wie zum Beispiel der berühmte Giotto inspirieren. Die kulturell wohl bekannteste Stadt Makedoniens ist Ohrid – unsere Perle. Die Stadt am Ohridsee, ist UNESCO Welterbe und zeugt von einer Jahrtausende alten Kultur und Tradition. Ohrid wird oft als das „Jerusalem des Balkans“ bezeichnet. In Ohrid und Umgebung waren einst 365 Kirchen zu finden, für jeden Tag des Jahres eine. Meine persönliche Empfehlung für deutsche Touristen ist: Seien Sie offen für eine Entdeckerreise! Wenn Sie offen sind, dann öffnet sich die Welt für Sie. Riechen, schmecken und fühlen Sie Makedonien! Es ist eine Reise wert.

BF Es gibt keine Direktflüge aus Berlin.
Allerdings. Wir benötigen Direktflüge von mehreren deutschen Städten. Ich würde mir wünschen, diese Frage schnell aus dem Weg zu räumen.

BF Was verbinden Sie mit Berlin?
Ich fühle mich hier überaus wohl. Berlin ist eine weltoffene, dynamische Metropole, die so viel zu bieten hat.

BF Welches Souvenir würden Sie aus Berlin mitnehmen?
Die Erinnerungen werden wohl das beste­ Souvenir sein und diese werde ich mir später immer auffrischen, das ist ein Versprechen an mich!