Wie schon eine Woche zuvor haben sich auch am 11. Mai 2012 in Skopje, der Hauptstadt der Balkanrepublik Mazedonien, einige tausend Islamisten, fast ausschließlich Albaner, nach dem traditionellen Freitagsgebet vor der Jaja-Pascha-Moschee zu einem Demonstrationszug versammelt. Soweit bekannt, wird diese Moschee in der (ehemals türkischen) Altstadt von Islamisten kontrolliert. Und zwar durch Wahhabiten, die den Angaben der gemäßigten islamischen Gemeinde in Mazedonien zufolge intensiv versuchten, in Moscheen an Einfluss zu gewinnen.
Auf ihrem Weg ins Stadtzentrum im modernen Teil der Stadt skandierten sie Slogans wie „Allahu akbar“, „Tod den Christen“, und „Jihad“. Im Zentrum ihrer Hassausbrüche standen aber auch die Polizei, die Innenministerin Gordana Jankuloska, die als „extreme Christin“ gebrandmarkt wurde, sowie die Regierung samt Ministerpräsident Nikola Gruevski. Aber den Demos fehlt auch nicht eine gewisse politische Komponente. Bereits am 4. Mai wurden Aktivisten der inneralbanischen Oppositionspartei DPA in der Menge gesichtet und am vergangenen Freitag richteten sich bereits Sprechchöre gegen die albanische Regierungspartei DUI samt ihrem Vorsitzenden Ali Ahmeti, denn diese hätten die albanische Sache verraten.
Die eigentliche Forderung der Demonstranten betrifft jedoch die Freilassung von 20 Muslimen, zumeist aus der albanischen Volksgruppe, die am 2. Mai dieses Jahres von der mazedonischen Polizei nach dreiwöchiger Fahndung im Zusammenhang mit der Ermordung von fünf ethnischen Mazedoniern verhaftet wurden. Nach Angaben des mazedonischen Innenministeriums seien die Beweise für eine direkte Täterschaft von drei der Verhafteten, alle ehemalige Afghanistan-Kämpfer, erdrückend. Bei den Verdächtigen wurden zahlreiche automatische Waffen sowie islamistisches Propagandamaterial sichergestellt.
Mazedonier vor Karfreitag hingerichtet
Am 12. April, dem Vorabend des höchsten orthodoxen Feiertages, des Karfreitags, wurden an einem Teich in einem Vorort im Nordosten von Skopje die Leichen von fünf ethnischen Mazedoniern aufgefunden. Die Körper von vier Männern im Alter von etwa 20 Jahren lagen fein säuberlich nebeneinandergereiht und wiesen Einschüsse vorne und hinten auf - ein nicht zu übersehendes Anzeichen für eine organisierte Hinrichtung. Das fünfte Opfer, ein etwa 45-jähriger Mann, der offenbar Zeuge des Vorfalls war, lag in einigem Abstand daneben.
Trotz Dementis seitens der Behörden und ausländischer Vertreter erkannte die mazedonische Bevölkerung sofort die Handschrift von muslimisch-albanischen Extremisten. Ein tiefer Schock und eine tiefe Furcht überzog die gesamte christliche Bevölkerung des Landes an diesem Oster-Wochenende, begannen doch die ethnisch-religiösen Auseinandersetzungen im Jahre 2001 mit der Ermordung eines alten, in der Einschicht um Skopje lebenden Ehepaares. In einer ersten, allerdings schnell wieder abgewürgten Reaktion kam es zu Demonstrationen von ethnischen Mazedoniern, ein Sturm der nördlich des Vardar-Flusses gelegenen albanischen Stadtteile wurde durch massiven Polizeieinsatz verhindert.