Nach dem Verkauf der Firma Aerni Fenster in Arisdorf im Mai wird deren Produktion nach Thun und Mazedonien ausgelagert. Um den Eindruck einer Massenkündigung zu vermeiden, bietet der neue Besitzer den Mitarbeitenden Jobs in Mazedonien an.
Ende Mai klang beim Baselbieter KMU alles noch viel besser, auch für die Mitarbeitenden in Arisdorf. So meldete der neue Besitzer Daniel Ruchti von Aerni Fenster stolz: «Dank der Zusammenführung können wir die Produktentwicklung und das Marketing ausbauen und sogar weiteres Wachstum anstreben. Ich freue mich auf die Zukunft.» Die Arbeitsverhältnisse der Mitarbeitenden würden übernommen, schrieb Ruchti. Die Ruchti-Aerni Fenster sei nun eine stolze Firma mit 200 Mitarbeitenden und 40 Millionen Umsatz.
Mitte Juni dann die Hiobsbotschaft. In einem dreiseitigen Brief wurden die 50 Mitarbeitenden in Arisdorf darüber informiert, dass die «Auslagerung des Produktionsbetriebs» geplant sei. Der «anhaltende Druck auf die Verkaufspreise» habe die «bisherigen Kostensenkungen» zunichte gemacht. Daher habe die Geschäftsleitung keine Wahl: «Es steht für die Geschäftsleitung und den Verwaltungsrat der Ruchti AG daher fest, dass die operative Geschäftstätigkeit in dieser Form nicht mehr fortgeführt werden kann.»
Lichterlöschen in Arisdorf
In Arisdorf seien deswegen 25 Mitarbeitende von Änderungen betroffen. Um den Eindruck einer Massenkündigung zu vermeiden, hat sich die Betriebsleitung um Daniel Ruchti etwas einfallen lassen: Die Produktion und die Arbeitsverhältnisse würden an die Daniel Ruchti D.o.o.e.l. in Skopje, Mazedonien übertragen. Das sind von Arisdorf aus nur rund 1'700 Kilometer oder zwei Flugstunden ab Zürich.
Im Brief an die Mitarbeitenden der barfi.ch vorliegt, heisst es weiter: «Zum Beispiel Verlegung des Arbeitsortes nach Skopje in Mazedonien, Anpassungen in der Gehaltsstruktur und bei den Sozialversicherungen und der Vorsorgesituation, Anpassungen an die Gegebenheiten in Mazedonien». Immerhin zeigt der Chef aber ein bisschen Verständnis. Er schreibt, die Mitarbeitenden hätten die Gelegenheit «den Übergang des Arbeitsverhältnisses abzulehnen», was er «aufgrund der tiefgreifenden Massnahmen und Folgen nachvollziehen» könnte.
Während das Schreiben von Veränderungen und «strukturellen Anpassungen» spricht, wird am Ende schnell klar, dass im November in Arisdorf Lichterlöschen angesagt ist. Selbst jene Mitarbeiter, die nicht explizit im Brief erwähnt werden, scheinen keine allzu guten Karten zu haben. Mag sein, die wirtschaftlichen Beweggründe des neuen Besitzers sind verständlich. Der Kniff mit den Stellenangeboten in Mazedonien ist es allerdings nicht, wenn damit eine Massenkündigung verschleiert wird und die Kosten für einen Sozialplan gespart werden.
QUELLE: BARFI