Wer erinnert sich noch an das hochdramatische Musik-Thema, das im Trickfilm «Wickie und die starken Männer» immer genau dann gespielt wurde, wenn der schreckliche Sven auftauchte? Wir zuckten jedenfalls immer vor dem TV-Gerät zusammen und duckten uns. Es gibt das passende Spiel zu dieser Melodie: «Räuber der Nordsee». Es galt lange als Geheimtipp, war im deutschsprachigen Raum nur in einer sehr kleinen Auflage präsent und ziemlich schwer erhältlich. Jetzt ist es aber in den Läden.
Sein Erfinder, Shem Phillips, sieht selber aus wie ein bärtiger Wikinger, lebt aber mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in Neuseeland.
Seit 2007 veröffentlicht der ehemalige Betriebsleiter einer Textildruckerei Spiele in seinem eigenen Verlag Garphill Games, wo er sich auf das Wikinger-Thema spezialisiert hat. In seiner «Nordsee Saga» sind bisher drei Titel erschienen, die schon rein optisch aus dem oft nach Verniedlichung strebenden deutschen Spielegrafik-Einheitsbrei völlig herausstechen.
Die deutsche Version ist im Schwerkraft-Verlag erschienen. Die Wikinger in «Räuber der Nordsee» sind raue, langhaarige, tätowierte Gesellen mit grimmigen Gesichtszügen. Für ihre spezielle Optik ist der Grafiker Mihajlo Dimitrievski («The Mico») aus Mazedonien verantwortlich. Das Spiel sieht nicht nur wunderbar aus, sondern es spielt sich auch wirklich toll, so dass es dieses Jahr sogar zu einem der drei Finalplätze in der Nomination zum «Kennerspiel des Jahres» gereicht hat.
«Räuber der Nordsee» ist ein typisches Worker-Placement-Spiel: Die Spieler platzieren Figuren auf bestimmten Feldern des Spielplans und dürfen je nach Feld unterschiedliche Aktionen ausführen. Dabei gibt es aber zwei Besonderheiten: Nicht nur das Hinstellen, sondern auch das Wegnehmen von Figuren löst Aktionen aus. Und nicht alle Figuren können auf alle Felder gestellt werden. Um lukrativere Aktionen auslösen zu können, muss man erst Figuren mit höheren Leveln erobern und quasi «freischalten».