"Wir haben die zehnte Empfehlung erhalten, Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union aufzunehmen. Wenn wir nächstes Jahr auf die elfte Empfehlung der Europäischen Kommission warten, wird es mir peinlich sein, mich meinem Volk zu stellen und über die europäischen Perspektiven des Landes zu sprechen. Wenn wir in diesem Jahr keine Beitrittsverhandlungen aufnehmen, heißt das, dass es keine europäische Perspektive gibt, nach allem, was wir in zwei Jahren erreicht haben." sagte der sichtlich enttäuschte mazedonische Außenminister Nikola Dimitrov, eine Woche nachdem die EU Mazedonien kein grünes Licht für die Verhandlungen gab.
Dies erklärte der Außenminister während einer Podiumsdiskussion in Stockholm, die der Entwicklung in den westlichen Balkanländern mit Schwerpunkt auf der EU-Perspektive gewidmet war, berichtet der mazedonische Informationsdienst Meta.mk.
"In einer Region mit einer so reichen Geschichte haben wir es geschafft, eine Zukunft zu produzieren, und die beiden Erzählungen sind wettbewerbsfähig. Eine ist für eine europäische Zukunft und für Dinge, die heute wichtig sind: Gesundheit, Bildung, Medienfreiheit, mehr Arbeitsplätze und menschenwürdiger Lohn. Das andere ist der Wettbewerb um die Historie, die größeren Opfer, die mehr Feinde haben, die in der Vergangenheit glorreichere Siege oder Niederlagen errungen haben, aber alles dient als Deckmantel, um Machtmissbrauch und Korruption zu verbergen. Deshalb ist die große Frage für Europa, was mit dieser Region zu tun ist und ob zu liefern ist, wenn die Länder liefern. Dieser Prozess ist keine Einbahnstraße, und ich denke, wir können keine Abkürzungen nehmen, aber wenn Länder liefern, muss Europa auch liefern, weil wir sonst keinen Prozess haben", sagte Dimitrov weiter.
Er fügte hinzu, "wenn Europa die Fortschritte, die wir auf dem Weg gemacht haben, nicht anerkennt und wenn nach der Verzögerung der Entscheidung im Juni 2018 und Juni dieses Jahres eine neue Verzögerung im Oktober eintritt und der Europäische Rat "Nein" sagt, dann sollten wir zugeben, dass es keine europäische Perspektive gibt."
Zur Person Nikola Dimitrov
Nikola Dimitrov studierte von 1991 bis 1998 Rechtswissenschaft an der Universität Skopje und an der University of Cambridge. Nach Tätigkeiten im mazedonischen Außenministerium sowie als Dozent für Internationales Recht und Menschenrechte an der Universität Skopje war er von März bis September 2000 Stellvertreter des mazedonischen Außenministers Aleksandar Dimitrov sowie von Oktober 2000 bis November 2001 Sicherheitsberater des mazedonischen Präsidenten Boris Trajkovski.
Von November 2001 bis März 2006 war er mazedonischer Botschafter in den Vereinigten Staaten, von Oktober 2009 bis März 2014 in den Niederlanden in der Regierung unter Ex-Premier Nikola Gruevski. Daneben war er unter anderem Sondergesandter Mazedoniens bei den Gesprächen zum Namensstreit mit Griechenland (2003 bis 2008), Sondergesandter in Brüssel im Zusammenhang mit einem möglichen Beitritt Mazedoniens in die Europäische Union und die NATO (2007 bis 2008) und Vertreter Mazedoniens bei der Organisation für das Verbot chemischer Waffen.
2014 lehnte er das Angebot ab, mazedonischer Botschafter in Russland zu werden. Von 2014 bis 2017 war er an der niederländischen Denkfabrik The Hague Institute for Global Justice tätig.
In der seit dem 31. Mai 2017 amtierenden Regierung von Ministerpräsident Zoran Zaev ist Dimitrov Außenminister.
In Mazedonien geriet Dimitrov groß in den Schlagzeilen als bekannt wurde, dass er für seine Tochter ein Staatsstipendium in Holland an der Universität in Utrecht organisiert hatte. Wie aus dem obigen Lebenslauf zu entnehmen, war Dimitrov lange Jahr in den Niederlanden beschäftigt. Dort ist auch seine Familie sesshaft.
Dimitrov war als Außenminister unter Zaev zur gleichen Zeit letzten Jahres Unterzeichner der mazedonischen Seite im s.g. Prespa-Abkommen mit Griechenland. Laut der mazedonischen Verfassung hat jedoch nur der Präsident der Republik die Vollmacht bilaterale Verträge zu unterzeichnen.