Veles nutz das Trump Fieber für Internet Verdienste


Wie eine mazedonische Kleinstadt Fake-Meldungen für das Pro-Trump-Lager produziert
In den vergangenen Monaten haben Pro-Trump-Webseiten das Internet mit Propaganda und gefakten Meldungen und Videos überflutet. Meldungen á la "Mann mit möglichen Beweisen gegen Hilary von 27 Schüssen niedergestreckt." Das Ziel solcher Seiten ist es, Trump in einem möglichst guten Licht erscheinen zu lassen und die Demokaten in den Schmutz zu ziehen. Jetzt kam heraus, dass sehr viele dieser Webseiten in der mazedonischen Kleinstadt Veles registriert sind.

Aufgefallen ist das Ganze Journalisten des Washington Examiner schon im April. Dazu haben sie eine Icann-Who-is-Abfrage gemacht, sie haben sich also bei der Instanz, die die Webadressen registriert und vergibt angeschaut, wer hinter den Seiten steckt. Und dabei haben sie rausgefunden, dass insgesamt sechs sehr erfolgreiche Trump-Seiten in Veles, Mazedonien registriert sind. Die Seiten heißen zum Beispiel UsaNewsFlash.com, 365UsaNews.com, usadailypolitics.com oder WorldNewsPolitics.com. Und für jede diese Seiten ist als Inhaber ein anderer Einwohner aus Veles registriert. Veles ist eine Kleinstadt in Mittelmazedonien und hat 55.000 Einwohner. Von dort gibt es keine bekannten Verbindungen zu Trump, also keinen Schwippschwager von Donald Trumps Frau Melania der da wohnen würde.

Die mazedonische Nachrichtenagentur meta.mk hat recherchiert und die Betreiber der Seiten in Veles aufgespürt. Die haben erzählt, dass sie das nur aus finanziellen Gründen machen. Denn für Veles ging es seit der Unabhängigkeit Mazedoniens von Jugoslawien in den 90er Jahren wirtschaftlich stark bergab. Weil viele große Firmen und Kollektive aus Titos Zeiten dichtmachen mussten. Heute beträgt die Arbeitslosenquote in Mazedonien knapp 30 Prozent. Auf der Suche nach alternativen Einnahmequellen haben sich einige clevere Bewohner aus Veles daher auf Internet-Anzeigen-Geschäfte mit Google Ads verlegt.

Es geht um den Klick - egal woher er kommt
Das Prinzip dahinter: Ihr startet zum Beispiel eine News-Webseite und blast eure Nachrichten über die sozialen Medien wie Facebook oder Twitter ins Netz. Und jedes Mal, wenn ein User dort auf eine eurer Nachrichten klickt, kommt er auf eure Webseite, auf der sogenannte Google Ads eingebunden sind. Das sind Anzeigen, die Firmen von Coca Cola bis zur französischen Eisenbahn nutzen, um Internetnutzer auf ihre Seiten zu locken oder Werbung zu machen. Das heißt, für jeden Internetbesucher, der über so eine Google Ad auf die Seite von Coca Cola oder der französischen Eisenbahn SNCF gelangt, bekommt der Webseitenbetreiber, der die Google Ads eingebunden hat, Geld. Die Firmen, die diese Werbung schalten, wissen dabei unter Umständen gar nicht, auf welcher Webseite für ihr Unternehmen geworben wird. Und scheinbar sind ein paar Einwohner aus Veles, auf die naheliegende Idee gekommen, dass Pro-Trump-Propaganda im Netz in Zeiten des amerikanischen Wahlkampfs ziemlich abgeht.

"Die Einwohner aus Veles sind auf die naheliegende Idee gekommen, dass Pro-Trump-Propaganda in Zeiten des Wahlkampfes abgeht wie Schmitz Katze."
Netzautorin Martina Schulte
Meta.mk-Reporter haben zwei der Besitzer der Pro-Trump-Nachrichtenseiten-interviewt. Einer ist Student der Computerwissenschaften, der andere Englischlehrer. Und keiner der beiden zeigte ein schlechtes Gewissen. Der interviewte Lehrer sagt: Er copy-paste sich die Inhalte an anderer Stelle zusammen und das wäre halt das, was User lesen wollten. Ob die Inhalte wahr sind oder nicht, sei ihm egal, ihm gehe es nur um die Google-Ad-Klicks. Und der Student sagt, er habe es zunächst ohne Erfolg mit anderen Themen versucht, aber Trump laufe einfach sehr gut. Darum ist er auch überzeugt, dass Trump die Wahl gewinnen wird.