Die Handball-Frauen des mazedonischen Spitzenclubs ZRK Vardar Skopje hat den ersten Champions-League-Titel nach dramatischen Kampf verpasst. Im Finale unterlag Vardar in Budapest nach Verlängerung mit 30:31 (15:12) gegen ETO Györ aus Ungarn.
Zum dritten Mal nach 2013 und 2014 hat Györi ETO die EHF Champions League gewonnen.
Beim Final 4 in Budapest mussten die Ungarinnen allerdings trotz zwischenzeitlicher Vier-Tore-Führung in die Verlängerung. Am Ende waren es die Routiniers Anita Görbicz (7/3), Nycke Groot und Nora Mörk mit jeweils sechs Treffern sowie Torhüterin Kari-Aalvik Grimsbö die den Triumph sicherten. Bei Skopje trafen Alexandra Lacrabere und Anja Althaus je sechsmal.
Vardar-Rechtsaußen Jovanka Radicevic erzielte gegen ihren Ex-Verein gleich den Auftakttreffer. Anschließend waren es aber zwei Paraden von Kari Aalvik Grimsbö, die dann Györ in die Vorlage brachten. Beide Mannschaften setzten auf ein hohes Tempo, suchten den frühen Abschluss. Während Skopje in der Deckung auf eine 5:1-Formation mit Tamara Mavsar an der Spitze setzte, agierte Györ in der kompakten 6:0-Formation.
Die Führung wechselte ständig hin und her, bei den Ungarinnen räumte man mehrfach auch auf die Linksaußen eingesetzte Anita Görbicz ab - die ehemalige Welthandballerin erzielte beim 5:3 (7.) bereits ihren dritten Treffer. Die Mazedonierinnen, die vor allem auf kraftvolle Einzelaktionen setzten, konnten aus der zweiten Welle beim 6:6 (10.) egalisieren.
Die Torhüterinnen hatte noch keine großartige Rolle gespielt, doch Inna Suslina sollte mit einem gehaltenen Konter von Yvette Broch beim Stand von 8:7 (12.) einen erneuten Zwei-Tore-Rückstand und Alexandra Lacrabere konnte nach einer Auszeit wieder ausgleichen. Es blieb torreich, auch die eingewechselte Anja Althaus sollte sich beim 10:10 (16.) in die Torschützenliste eintragen.
Wenig später erhielt aber Alexandra Lacrabere nach einem Treffer im Gesicht von Nycke Groot die erste Zeitstrafe und Györ nutzte die Überzahl, um sch auf 13:10 abzusetzen. Vardar fehlte die Disziplin im Abschluss, vor allem Andrea Lekic und Andrea Penezic nahmen sich oftmals unvorbereitete Würfe - auf der anderen Seite scheuten Radicevic und Mavsar teilweise die sich bietetenden Chancen zu nutzten und spielten den Ball immer wieder quer.
Erst nach über zehn torlosen Minuten konnte die eingewechselte Camilla Herrem dann den Platz auf dem Parkett - Althaus und Tomori brummten Zeitstrafen ab - um die Torflaute mit dem 14:11 (27.) zu beenden. Hinten hatte vor allem Inna Suslina ein weiteres Absetzen der Ungarinnen verhindert und auch die 6:0-Deckungsformation von Skopje war mit ein Grund, warum am Ende mit einem 15:12 die Seiten gewechselt wurden.
Mit Mayssa Pessoa rückte bei Vardar eine weitere Torhüterin zwischen die Pfosten. Am Vorsprung änderte sich zunächst nichts, Skopje konnte auch die zweite Zeitstrafe gegen Anja Althaus unbeschadet überstehen. Und so war es Radicevic, die wenig später zum 16:14 (36.) verkürzen sollte. Auf der anderen Seite überstand auch Györ die zweite Zeitstrafe für Amorim ohne Probleme durch den Einsatz der zusätzlichen Feldspielerin.
Von einer vorzeitigen Entscheidung war das Finale noch weit entfernt, über eine aufmerksame Deckung bekam Skopje allerdings nun gute Konterchancen, nutzte diese aber nicht immer konsequent genug. Györ-Coach Ambros Martin nahm beim 19:17 (43.) seine erste Auszeit im zweiten Durchgang, denn die knappe Führung hatte Györ nun vor allem wieder den Paraden von Kari-Aalvik Grimsbö zu verdanken.
Auf der Gegenseite hatte aber Skopje mit Pessoa ebenfalls einen starken Rückhalt, Penezeic konnte so beim 20:19 (47.) den Anschlusstreffer herstellen. In der Offensive der Ungarinnen übernahm nun Nycke Groot die Verantwortung und hielt ihr Team in der Vorlage. Skopje suchte nach einer Auszeit beim 22:20 (49.) vermehrt den Abschluss über Anja Althaus am Kreis, die Deutsche traf gleich viermal bis zum 24:24-Ausgleich (53.) und stellte damit acht Minuten vor dem Ende wieder alles auf null.
Györ strauchelte, nachdem Amorim an Pessoa scheiterte, hatte Radicevic die Chance zur Führung auf der Hand, setzte den Ball aber an den kurzen Pfosten und Tomori hielt die Ungarinnen in der Vorlage. Die Mazedonierinnen setzten für die Schlussphase noch einmal mit der Einwechselung von Torhüterin Amandine Leynaud einen weiteren Impuls und die Französin verhinderte gegen Görbicz auch den möglichen Zwei-Tore-Rückstand.
Knapp eine Minute vor Ende der rgulären Spielzeit nahm Skopje beim 26:25 (59.) noch einmal eine Auszeit und Tamara Mavsar wurde auf der linken Außenseite freigespielt. Auch Ambros Martin reagierte nach dem 26:26 noch einmal und nahm seine letzte Chance auf eine kurze Besprechung. Doch Nora Mörk unterlief im letzten Angriff ein Offensivfoul, Vardar konnte sich aber auch nur einen direkten Freiwurf erarbeiten und so ging die Partie in die Verlängerung.
Györ nutzte sein Anwurfrecht, Mörk hämmerte den Ball aus dem zentralen Rückraum zum 27:26 in die Maschen. Vardar wirte nun nervös, Steals von Görbicz und Groot ermöglichten ein schnelles wegziehen zum 29:26 (63.). Aber Skopje schlug noch einmal zurück, erst Mavsar von Linksaußen und dann Lekic mit einem Hüftwurf kurz vor dem Seitenwechsel zum 29:28 machten die Partie wieder offen.
Die Chance zum Ausgleich durch das Recht des Wiederanwurfes ließ Vardar aber verstreichen, auf der Gegenseite war Knedlikova nicht zu stoppen. Erneut war es eine Offensivfoulentscheidung gegen Skopje, die es Györ ermöglichte den Zwei-Tore-Vorsprung zu wahren. Lacrabere, die schon zuvor vom Strich den Anschluss erzielt hatte, zeigte auch diesmal keine Nerven, doch beim 31:30 waren nur noch 56 Sekunden auf der Uhr und Skopje brauchte unbedingt einen Ballgewinn. Györ spielte allerdings routiniert die Uhr herunter und konnte den erneuten Sieg in der Champions League bejubeln.