Mazedonien: Athen wirft Österreich Imperialismus vor


Der griechischer EU-Botschafter Théodoros Sotiropoulos sorgt bei einer Brüsseler Diplomatenverhandlung über die mazedonische Namensfrage für einen Eklat. Ohrenzeugen bestätigten den Zwischenfall.

Eine Verhandlung der 27 nationalen EU-Botschafter über den Umgang mit Mazedonien ist am vergangenen Freitag spätabends völlig entglitten, wie „Die Presse“ am Montag erfahren hat.

Als Walter Grahammer, der Ständige Vertreter Österreichs bei der EU, einen von 14 Mitgliedstaaten getragenen Kompromissvorschlag vortrug, erhob sich sein griechisches Pendant Théodoros Sotiropoulos und sagte auf Deutsch, dass Österreich kein Imperium mehr sei und somit dem Balkan nicht mehr einfach seine Politik oktroyieren könne.

Weder Grahammer noch Sotiropoulos waren am Montag zu einer Stellungnahme für die „Presse“ bereit; mehrere Ohrenzeugen bestätigten aber den Zwischenfall. „Der zypriotische Botschafter hat die Sitzung dann sofort abgebrochen“, sagte ein Teilnehmer. „Es war da ja auch schon fast Mitternacht.“

In der Sache hatte die Ländergruppe um Österreich vorgeschlagen, den Namensstreit fürs Erste beiseitezulassen und sich in der inhaltlichen Frage zu einigen, ob man den Empfehlungen der Europäischen Kommission folgend im Juni 2013 die lange verzögerten Beitrittsverhandlungen mit Skopje beginnen will. Griechenland hingegen pocht seit jeher darauf, erst für alle Zeiten festzuhalten, dass nicht von „Mazedonien“, sondern von der „Former Yugoslav Republic of Macedonia“ die Rede ist. Im Norden Griechenlands gibt es nämlich eine Provinz namens Makedonien, und die Athener Regierung ist von territorialen Verlustängsten getrieben. Am Dienstag werden Außenminister und Staatssekretäre der Mitgliedstaaten in Brüssel bei einem Ratstreffen diese Frage zu lösen versuchen.