Die mazedonische Wirtschaft könnte ihren klaren Wachstumskurs auch 2015 fortsetzen. Ein Plus von etwa 4% scheint möglich. Voraussetzung dafür ist aber, dass die seit längerem schwelende innenpolitische Krise beigelegt wird. Alles andere würde dem Vertrauen der Investoren und der Stimmung der Verbraucher nachhaltig schaden und folglich die Expansionserwartungen spürbar schmälern. Von Investitionen und Konsum gehen wichtige Impulse aus.
Die mazedonische Wirtschaft hat zuletzt zunehmend an Tempo gewonnen. Im Jahr 2013 nahm das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 2,7% und 2014 nach vorläufigen Angaben um 3,8% zu. Das Wachstum könnte sich 2015 und 2016 sogar weiter beschleunigen. So hält etwa die Nationalbank des Landes ein Plus von bis zu 4,5% für möglich. Als nicht ganz so hoch schätzen zwar internationale Organisationen das Wachstumspotenzial in ihren aktuellen Ausblicken ein. Doch auch sie erwarten Zuwächse von jeweils um 4%.
Politische Querelen könnten negativ auf die Wirtschaft durchschlagen
Neben einer anhaltend guten Auslandsnachfrage, die vor allem vom deutschen Markt ausgeht, setzt das Eintreten dieser Prognosen vor allem aber politische Stabilität voraus. An dieser mangelte es in Mazedonien jedoch zuletzt. So bescherte ein kurzzeitiger bewaffneter Konflikt mit nach wie vor ungeklärtem Hintergrund dem Land im Mai 2015 international jede Menge Negativschlagzeilen. Die Lage wird innenpolitisch zudem durch ein seit längerem bestehendes tiefes Zerwürfnis zwischen Regierungskoalition und großen Teilen der Opposition geprägt.
Zwar hat es in dieser Hinsicht im Juni 2015 erste Ansätze für eine grundsätzliche Verständigung gegeben. Die Situation soll nun mit Hilfe vorgezogener Neuwahlen zum Parlament entschärft werden. Doch trotz mehrerer Vermittlungsrunden unter Brüsseler EU-Ägide blieben zahlreiche Fragen zunächst noch offen. So bleibt abzuwarten, ob der spürbar gewordene Vertrauensverlust bereits bis zum Wahlgang, der spätestens im April 2016 erfolgen soll, wettgemacht werden kann. Zudem ist zu erwarten, dass bestehende Risiken auch an den Finanzmärkte über kurz oder lang neu bewertet und in Form höherer Zinsen für Ausleihungen an Unternehmen und Privatpersonen eingepreist werden. Dadurch könnten die Kreditnachfrage abflauen und die Investitionen sowie der privaten Konsum gebremst werden. Dies hätte zweifellos auch Auswirkungen auf das weitere Wirtschaftswachstum.
Mazedonien zählt nach wie vor zu den ökonomisch schwächsten Ländern in Europa. Die Wirtschaftskraft der südosteuropäischen Republik machte 2014 laut Eurostat nur gut ein Drittel des für die EU28 ermittelten Durchschnittswerts aus. Das mazedonische Bruttoinlandsprodukt (BIP) erreichte pro Kopf in Kaufkraftstandards (KKS) zuletzt nur 36% des EU-Durschnitts.
Immerhin ist verglichen mit dem Stand des Jahres 2005 mit lediglich 30% ein Aufwärtstrend erkennbar.