An kaum einer Stelle im Kader war bei den Rhein-Neckar Löwen in der vergangenen Saison so viel Bewegung wie zwischen den Pfosten. Aber trotz der Tatsache, dass vor allem auf dieser Schlüsselposition Kontinuität der Schlüssel zum Erfolg ist, warf das muntere Personalkarussell die Badener keineswegs aus der Spur. Das lag nicht zuletzt an Borko Ristovski, der sich spätestens nach der EM-Pause im Frühjahr zu einer festen Größe neben Stamm-Torhüter Mikael Appelgren entwickelte.
Der Mazedonier trat dabei ein schweres Erbe an, denn nach den Abgängen von Niklas Landin (nach Kiel) und Bastian Rutschmann (nach Göppingen) war der ehemalige Melsunger Mikael Appelgren zwar als Nummer eins gesetzt, auf der Position des zweiten Mannes wollte dagegen keine Ruhe einkehren. Erst erlag der zum Saisonbeginn aus Bietigheim gekommene Darko Stanic den Verlockungen der Petro-Dollars aus Kuwait und wurde Mitte Oktober von den Löwen freigestellt, dann konnte der als Übergangslösung nachverpflichtete Richard Stochl nicht ganz die Erwartungen der Verantwortlichen erfüllen.
Nach fünf Wochen war auch das Gastspiel des Slowaken schon wieder vorbei, die Löwen hatten endlich adäquaten Ersatz gefunden: Beim Auswärtsspiel bei der MT Melsungen am 21. November hatte Borko Ristovski seinen ersten Einsatz. Die erste Saisonniederlage konnte der Mazedonier zwar nicht verhindern, doch in der Folge stellte der Routinier immer wieder unter Beweis, dass er die Qualität hat, einer Spitzenmannschaft weiterhelfen zu können.
Vor allem in der Champions League, wo Ristovski seine meisten Spielanteile hatte, unterstrich der kurzfristig vom US Créteil gekommene Keeper seine Fähigkeiten. Sein bestes Spiel machte er ausgerechnet beim 28:27-Sieg gegen seine mazedonischen Landsleute vom HC Vardar Skopje. In der Frankfurter Fraport-Arena stand der 33-Jährige unmittelbar nach der EM-Pause zum Unmut der lautstarken Vardar-Fans den Rot-Schwarzen immer wieder im Weg.
„Wenn mich die gegnerischen Fans anfangen zu hassen, motiviert mich das umso mehr“, lacht der Keeper, der die Bundesliga schon aus seiner Zeit beim VfL Gummersbach kannte und sich nicht lange eingewöhnen musste. Auch beim 24:20 gegen Kolding Kopenhagen war Ristovski mit 15 Paraden einer der Matchwinner und spätestens da dürfte der zweite Mann bei den Löwen auf internationalem Parkett auch dem FC Barcelona aufgefallen sein.
Zwar planten die Löwen bis 2018 mit ihren mazedonischen Schlussmann, aber Ristovski zog eine Ausstiegsklausel und unterschrieb ab der kommenden Saison für zwei Jahre bei den Katalanen. „Ich habe mich bei den Löwen sehr wohlgefühlt, aber so ein Angebot aus Barcelona bekommt man natürlich nicht oft“, begründete der Torhüter seinen für viele nachvollziehbaren Schritt.
Mit dem Titelgewinn erfüllte sich für Ristovski einen Traum. "Ich weiß, wie viel diese Meisterschaft für den Club und seine Anhänger bedeutet. Ich bin sehr stolz, dass ich Teil dieser Mannschaft war, die diese erste Meisterschaft gewonnen hat. Ich werde die Rhein-Neckar Löwen immer in bester Erinnerung behalten und hoffe, dass wir uns vielleicht in der kommenden Saison in der Champions League schon wieder sehen", sprach Ristovski nach seinem letzten Spiel für die Badener.