Für den Handball-Bundesligisten hat Jonovski sogar auf die WM verzichtet. Der Mazedonier glaubt daran, den Klassenerhalt zu schaffen.
Er hat eine Aufgabe, die nur selten für Begeisterung auf den Rängen sorgt. Ace Jonovski steht im Prinzip immer nur dann im Fokus, wenn er in der Deckung mal etwas zu hart anpackt und für zwei Minuten auf die Bank muss. Auf der anderen Seite des Feldes taucht der 36-Jährige überhaupt nicht auf – denn Jonovski ist der Abwehrspezialist in Reihen des Bergischen HC, der im Angriff stets ausgewechselt wird. Eine klassischerweise im Handball etwas undankbare Aufgabe, an die sich der Mazedonier jedoch schon vor seiner Zeit im Bergischen Land gewöhnt hat.
Der Bundesligist hat den zwei Meter großen Handballer im Sommer 2015 bereits als Spezialist für diese Aufgabe verpflichtet. „Angefangen hat es vor etwa fünf Jahren, dass ich ausschließlich hinten eingesetzt wurde“, erläutert Jonovski. „Am Anfang war das schon etwas komisch, aber ich habe mich daran gewöhnt und fühle mich wohl in der Rolle.“ Obwohl er nie über ein eigenes Tor jubeln darf.
„Natürlich wäre es noch mal schön, ein Tor zu erzielen.“
Ace Jonovski, Abwehr-Spezialist
Die Mittellinie überquert Jonovski nicht. Er rennt nur dorthin, um sich für einen Angriffsspezialisten auswechseln zu lassen. Aufs Tor wirft der Abwehrchef nur beim Aufwärmen. „Natürlich wäre es noch mal schön, einen Treffer zu erzielen“, bestätigt der Mazedonier. „Vielleicht passiert es ja doch noch mal, obwohl es nicht zu meinen Jobs gehört.“
Jonovski zählt zu den tragenden Säulen in der Deckung, die in der Hinrunde oft nicht stabil genug war. Im Zentrum soll er mit seinen Nebenleuten dicht machen.
Die Verbesserung der Abwehr und damit der mögliche Schlüssel zum Klassenerhalt des Bergischen HC ist dem Mazedonier so wichtig, dass er sogar die Teilnahme an der gerade zu Ende gegangenen Handball-Weltmeisterschaft in Frankreich abgesagt hat, obwohl er in der Mannschaft seines Landes gesetzt gewesen wäre. „Die Situation im Club ist so schwierig, da wollte ich dafür alles investieren“, erklärt der gebürtige Jugoslawe. „Auch wollte ich mich auf keinen Fall noch mal verletzen. Es war keine leichte Entscheidung für mich, und es ist mir schwer gefallen, die Nationalmannschaft im Fernsehen zu verfolgen.“
Ganz abgehakt soll des Thema Nationalteam für den 36-Jährigen aber noch nicht sein. „Die Europameisterschaft in Kroatien nächstes Jahr würde gerne noch spielen. Das wäre eine große Ehre für mich“, sagt er.
In diesen Tagen liegt Jonovskis Fokus aber ausschließlich auf dem Bergischen HC. „Wir sind dabei, ein Deckungssystem noch zu verbessern, aber es funktioniert schon ganz gut. Ich glaube daran, dass die Resultate kommen werden.“ Der Abwehrchef ist überzeugt, dass seine Mannschaft stark genug ist, den Abstieg zu verhindern – obwohl sie mit fünf Punkten am Tabellenende steht. „Wir sind uns alle sicher, dass wir eine Chance haben. Die wollen wir nutzen.“
Das erste Spiel nach der Winterpause findet am Samstag in einer Woche in der Klingenhalle – Karten gibt es an allen ST-Vorverkaufsstellen und im Internet (www.bhc06.de) – gegen den TVB 1898 Stuttgart statt. „Das ist schon ein ganz wichtiges Spiel, das wir unbedingt gewinnen müssen. Darauf liegt unsere hundertprozentige Konzentration.“
Volle Identifikation mit dem Bergischen HC
Keine Frage, Jonovski identifiziert sich voll mit dem BHC, der seine erste Station in Deutschland darstellt. Vor einem guten Jahr konnte der Mazedonier fast noch gar kein deutsch, jetzt spricht er schon viel besser. „Ich lerne so gut es geht, aber die Zeit fehlt ein bisschen. Im Handball verstehe ich aber alles“, betont er.
Privat hat sich der Mazedonier gut eingelebt. Mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern (drei und neun Jahre alt) lebt Jonovski in Solingen. Was im Sommer dieses Jahres passiert, ist aber noch offen. Dann läuft Jonovskis Vertrag beim BHC aus. „Darüber werden wir noch sprechen. Grundsätzlich ist es ein großes Thema in unserer Familie. Denn ich liebe das Leben hier, und die Kinder mögen es auch.“
HINTERGRUND
STATIONEN Ace Jonovski ist in seiner Handball-Karriere schon viel herumgekommen. Als Profi begann er 2000 in Mazedonien bei RK Pelister Bitola. Von dort ging es in die Türkei nach Istanbul, zurück ins mazedonische Skopje, in die Schweiz (St. Otmar St. Gallen), nach Dänemark (Bjerringbro-Silkeborg), Bosnien (Sarajevo), wieder nach Skopje und schließlich über Spanien (Ciudad de Logrono) zum Bergischen HC.
NATIONALTEAM Für Mazedonien absolvierte er 62 Partien und erzielte dabei 67 Treffer, bevor er auch dort vor etwa drei Jahren nur noch in der Abwehr eingesetzt wurde.
INTERNATIONAL Jonovski nahm an drei Europa- (2012, 2014, 2016) und zwei Weltmeisterschaften (2013, 2015) teil.
QUELLE: Medinside