In Mazedonien wird die Auseinandersetzung um die kirchliche Zugehörigkeit innerhalb der Orthodoxie im Juli 50 Jahre alt. Nun zeichnet sich eine neue Entwicklung ab. Sie bringt neben der im Juli 1967 einseitig für unabhängig (autokephal) erklärten Mazedonischen Orthodoxen Kirche und ihrem serbischen Mutterpatriarchat nun auch die Bulgaren ins Spiel. Die Bulgarische Orthodoxe Kirche ist durch ihren Austritt aus dem Weltkirchenrat und der Genfer KEK (Konferenz Europäischer Kirchen) ökumenisch isoliert und seit dem Fernbleiben vom Konzil auf Kreta im Juni 2016 auch interorthodox isoliert. In Mazedonien hatte es von 1870 bis 1920 ein bulgarisches Exarchat gegeben, nur in Skopje saß ein serbischer Bischof.
Wie die deutsche katholische Nachrichtenagentur KNA am Dienstag berichtete, hat die neue kirchliche Annäherung zwischen Sofia und Skopje innerhalb der serbischen Orthodoxie scharfe Kritik hervorgerufen. Der belgradtreue Bischof in Skopje, David Ninov von Stobi, werfe dem Metropoliten von Plovdiv, Nikolaj Sevastianov, Schismatikerunterstützung vor. Nikolaj habe die Kirchengemeinschaft mit den gesamtorthodox exkommunizierten Mazedoniern im Alleingang wieder aufgenommen, hohe Kleriker der "Schismatiker" in allen Ehren empfangen sowie von ihnen nach Plovdiv gebrachte Ikonen und Reliquien zur öffentlichen Verehrung ausgestellt.
Unmittelbarer Anlass für diese Vorwürfe war ein Interview von Metropolit Nikolaj, in dem er als einziges Rezept zur Lösung des ähnlich gelagerten Kirchenproblems in der Ukraine die Rückkehr der beiden dort verselbstständigten orthodoxen Kirchen (Kiewer Patriarchat, Ukrainische Autokephalkirche) in das Moskauer Patriarchat fordert. Wenn dem so sei, müsste sich eben auch Mazedonien erneut einer anerkannten orthodoxen Kirche anschließen. In Belgrad wird dazu vermutet, dass der ehrgeizige Metropolit von Plovdiv durch Anerkennung einer mazedonischen Schwesterkirche die bulgarische Orthodoxie stärken wolle.