Dragan Gyorgiev ist die Attraktion im FC Rotkreuz

Der FC Rotkreuz führt die Tabelle der Gruppe 1 in der 3. Liga mit riesigem Vorsprung an. Einen grossen Anteil daran hat der 26-jährige Goalgetter Dragan Gyorgiev, der schon in einem Bundesligateam trainierte.


Der FC Rotkreuz ist in der laufenden 3.-Liga-Meisterschaft das Mass aller Dinge. Das Team des Trainerduos Roger Mathis/Enzo Palatucci hat in den ersten neun Runden 25 von 27 Punkten eingefahren. Der Vorsprung auf den Tabellenzweiten Ibach II beträgt bereits acht Zähler. Massgeblichen Anteil am Höhenflug hat der in Rotkreuz wohnhafte Rohstoffhändler René von Euw. Der ehemalige Manager des Erstligisten FC Wangen bei Olten hat sich den Aufstieg des FCR zum Ziel gesetzt. Aus diesem Grund hat er nebst der Verpflichtung von Captain Arnel Mehicic (ex Zug 94) fünf 1.-Liga-erprobte Spieler von Wangen nach Rotkreuz transferiert.

Einer von ihnen ist der 26-jährige Dragan Gyorgiev, der in der laufenden Saison bereits 23 Tore erzielt hat, 13 in der Meisterschaft, 10 im Cup. Der gebürtige Mazedonier habe bereits im zarten Alter von 15 Jahren «mit Erlaubnis meines Arztes» in der ersten Mannschaft des FC Turnovo in der zweithöchsten mazedonischen Liga debütiert und wurde auf Anhieb teaminterner Torschützenkönig. Es winkte eine Profikarriere: «Dynamo Kiew lud mich zu einem Probetraining ein. Der Übertritt scheiterte jedoch, da sich beide Klubs über die Ablösesumme nicht einig wurden. Danach folgten noch Probetrainings bei Ajax Amsterdam und Litex Lovec. Auch hier kam kein Vertragsabschluss zu Stande, weil die potenziellen Arbeitgeber die für mich verlangte Ablösesumme als zu hoch einstuften», erinnert sich Gyorgiev.

Über Mainz und Vardar Skopje in die Schweiz

Im Alter von 18 Jahren wurde der Transfer ins Ausland dann doch noch Tatsache. Dragan Gyorgiev wechselte zu Mainz in die Bundesliga. Unter Trainer Thomas Tuchel, der Gyorgiev als «charakterlich einwandfreien Typ» bezeichnet, absolvierte der Mazedonier die gesamte Vorbereitung. Dann wurde er für ein halbes Jahr an Paderborn (2. Bundesliga) ausgeliehen. «Danach wollte mich Mainz wieder zurückholen, aber mein Manager verlangte meine Rückkehr zu Turnovo», behauptet Gyorgiev.

Seine sportlichen Höhepunkte erlebte der ehemalige Nachwuchsinternationale mit Vardar Skopje. «Wir wurden mazedonischer Meister, gewannen den mazedonischen Supercup und bestritten Champions-League-Qualifikationsspiele gegen Bate Borisov und Steaua Bukarest.» Infolge Operationen von schwerwiegenden Knie- und Oberschenkelverletzungen kehrte Gyorgiev erneut nach Turnovo zurück, ehe er von Wangen bei Olten verpflichtet wurde. Dieser Transfer kam dank Kontakten von Schwager zu Stande. Und seit Beginn der laufenden Saison schiesst Gyorgiev nun eben den FC Rotkreuz ins Glück.

Vier der fünf ehemaligen 1.-Liga-Spieler von Wangen bei Olten arbeiten in der Firma Texwax GmbH in Hochdorf, die ­ihnen ausreichend Zeit gewährt, um neben ihrer Anstellung Fussball spielen zu können – auch in der 3. Liga. Dragan Gyorgiev, der seit eineinhalb Jahren mit seiner Jugendliebe Monika verheiratet ist, setzt voll und ganz auf eine berufliche Karriere. Er arbeitet zu 100 Prozent in der Fahrzeugaufbereitung der Mercedes-Firma Robert Huber AG in Windisch. Deren Marketingleiter Adrian Zumstein bezeichnet Gyorgiev als «ruhigen, fleissigen und zuverlässigen Mitarbeiter», der «sehr gute Arbeit» leiste.

«Braucht Gewissheit, geschätzt zu werden»

Der FC-Rotkreuz-Unterstützer René von Euw betont: «Dass sich sechs gestandene 1.-Liga-Spieler voll und ganz für einen Drittligisten einsetzen, ist nicht selbstverständlich. Ich bin mir dessen bewusst, dass der Aufstieg ein absolutes Muss ist. Ansonsten würde wohl die Gefahr bestehen, dass der eine oder andere dieser Cracks wieder zu einem höherklassigen Verein wechseln würde.» Dragan Gyorgiev sagt: «Mit diesem Gedanken befasse ich mich nicht. Ich habe die Herausforderung ‹Aufstieg mit Rotkreuz› aus Überzeugung angenommen. Und ich fühlte mich in diesem Verein von Beginn an pudelwohl. Die Kameradschaft und der Zusammenhalt im Team sind einmalig. So etwas Tolles habe ich zuvor noch in keinem Klub erlebt.» René von Euw bezeichnet diese Tatsache auch als Grund für Gyorgievs Treffsicherheit. Er sagt: «Dragan ist Nestwärme sehr wichtig. Er braucht die Gewissheit, geschätzt zu werden. Das hat er in Rotkreuz gefunden. Deshalb kann er sein fussballerisches Talent voll entfalten.»

Jenes soll auch morgen zur Geltung kommen. Der FCR empfängt Schwyz (18 Uhr, Sportpark). Nach dem 4:2-Sieg vom vergangenen Dienstag gegen den Zweitligisten Küssnacht (1 Gyorgiev-Treffer) plant Rotkreuz, in der Meisterschaft einen weiteren Dreier einzufahren. Dragan Gyorgiev stellt klar: «Es ist egal, gegen welchen Gegner wir antreten. Jeder von uns muss das Ziel haben, das Spiel zu gewinnen.»