Ein Durchbruch im Namensstreit würde einen Schub Richtung EU-Erweiterung bringen
Das balkanische Ambiente passt, der politische Druck ist groß, doch alle sind hypernervös. Die Bulgaren spielen diesmal die Vermittler zwischen zwei anderen Nachbarn. Beim Treffen der EU-Staats- und -Regierungschefs mit ihren Kollegen aus den sechs südosteuropäischen Staaten, die nicht zur EU gehören, ging es am Mittwoch in Sofia um die Lösung des Namensstreits zwischen Griechenland und Mazedonien.
Der mazedonische und der griechische Regierungschef, Zoran Zaev und Alexis Tsipras, trafen sich auch auf bilateraler Ebene. Beide haben bereits viel getan, um eine Lösung zu ermöglichen, sie stoßen aber im eigenen Land auf enormen Widerstand von Nationalisten. Deshalb geht es um jedes Wort, das in dem Abkommen formuliert werden soll. Beide Seiten suchen eine gesichtswahrende Lösung, die selbst, wenn die Regierungen wechseln, halten muss. Auch die beiden Parlamente müssen zustimmen.
Einer Lösung sehr nahe
Während einige EU-Diplomaten bereits frohlocken, der Durchbruch könne in Sofia gelingen, so sind andere vorsichtiger und meinen, man könne "das Paket noch nicht festzurren". Alle sagen aber, dass man einer Lösung sehr nahe ist. Auch Österreich setzt sich äußerst konstruktiv und hilfreich ein. Die Namen "Ober-Mazedonien" und "Neues Mazedonien" fallen immer wieder.
In der Frage des 27 Jahre andauernden Namensstreits geht es aber nicht nur um die Formulierung eines Wortes. Athen will, dass mazedonische Verfassungsartikel geändert werden. Dabei geht es um die Veränderbarkeit der Grenzen Mazedoniens und um die "Fürsorge" der Regierung in Skopje für Angehörige des "mazedonischen Volks" in Nachbarländern.
Griechenland lehnt seit der Unabhängigkeit im Jahr 1991 den Namen Mazedonien für das Nachbarland ab. Der Hintergrund: Das antike Makedonien unter Alexander dem Großen hatte sein Zentrum im heutigen Nordgriechenland. Und Makedonien ist auch der Name der bevölkerungsreichsten Provinz Griechenlands nach Attika. Bis heute hat Griechenland deshalb die Aufnahme Mazedoniens in die Nato und den Beginn von EU-Beitrittsverhandlungen per Veto verhindert.
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