Nachdem die mazedonische Regierung den Gesetzentwurf zur Ratifizierung des Freundschaftsvertrags mit Bulgarien verabschiedet hat, wird eine gemeinsame Kommission mazedonische Schulbücher revidieren.
Schon vorher hatte der neue Premierminister Zoran Zaev angekündigt, auf Basis der Freundschaft auf den Ton achten zu wollen. So sei es laut ihm nötig in der mazedonischen Geschichtsschreibung den neuen Freund Bulgarien nicht mehr als "bulgarischen faschistischen Besatzer" zu bezeichnen. Stattdessen solle man nur noch vom "faschistischer Besatzer" sprechen. (Bulgarien hatte an Seite von Hitler große Teile von Mazedonien besetzt).
Abkommen über freundschaftliche Beziehungen, Gut-nachbarschaftliche Beziehungen und Zusammenarbeit zwischen der Republik Mazedonien und der Republik Bulgarien
So lautet der Titel des erwähnten Freundschaftsvertrag, der erst nach der Unterzeichnung an die mazedonische Öffentlichkeit gelangte, siehe dazu unseren Beitrag HIER.
Und, wenn man sich die ersten Paragraphen des Vertrages durchliest, könnte man wirklich von einem solchen Vertrag mit freundschaftlichen Absichten ausgehen. Liest man jedoch weiter, wird einem klar das dieser "gut gemeinte" Vertrag neues Konfliktpotential birgt.
Im achten Paragraph wird in zwei Abschnitten die mazedonische Geschichte ins Kreuzfeuer genommen. Dort wird unter anderem für die Zukunft festgelegt:
Beide Vertragsparteien werden im gegenseitigen Einvernehmen gemeinsame Feiern von gemeinsamen historischen Ereignissen organisieren
Mit anderen Worten, da die Mazedonier keine Ereignisse der bulgarischen Geschichte feiern, werden in Zukunft bedeutende Ereignisse der mazedonischen Geschichte mit den Bulgaren zusammen gefeiert. Klingt komisch, ist aber so...dem EU Beitritt wegen, wird in diesem Vertrag in einem Satz festgehalten das Mazedonien und Bulgarien gemeinsame Historische Ereignisse teilen! Etwa der Eingangs erwähnte Einmarsch der Bulgaren an der Seite des Dritten Reiches? Oder die Deportierung der Juden aus Mazedonien durch die Bulgaren? Wohl kaum...
Desweiteren ist vorgesehen, dass nach dem Inkrafttreten des Abkommens innerhalb von drei Monaten Mazedonien und Bulgarien eine gemeinsame multidisziplinäre Expertenkommission zu historischen und Bildungs-Fragen einrichten.
Wie es in dem Paragraphen heißt, soll diese Kommission Bildungsfragen objektiv und auf Grundlagen von Authentizität und Evidenzbasierung historischer Quellen klären und eine wissenschaftliche Interpretation der historischen Ereignisse ermöglichen.
Die Kommission soll den Regierungen beider Länder einen einjährigen Bericht über ihre Arbeit vorlegen.
"Mit dem Vertrag wird der Makedonismus eingedämmt und die bulgarische Geschichtsschreibung gelehrt"
In Bulgarien wird das Abkommen gefeiert und man fordert eine rasche Ratifizierung des Vertrages, so erst kürzlich Bulgariens Vizepräsidentin Ilijana Jotowa.
Aber noch bevor die mazedonische Öffentlichkeit Inhalte des Vertrages zu Gesicht bekam, prahlte der Direktor der bulgarischen Geschichts-Zentrale, Bozhidar Dimitrov, damit, dass nun der Makedonismus eingedämmt würde und in Mazedonien die bulgarische Geschichtsschreibung gelehrt werde.
So sagte Dimitrov im bulgarischen Fernsehen (Video im Artikel HIER):
Ich dachte den Tag nie zu erleben das ein mazedonischer Politiker nach Sofia kommt und sagt, dass das mazedonische Volk und das bulgarische ein gemeinsames Volk ist, und das ist Herr Zoran Zaev. Und jetzt werden wir einen Vertrag unterzeichnen, der Vertrag hat eine bestimmte Klausel - auf den ersten Blick eine noch nicht erfüllte. Aber wenn diese Klausel erfüllt wird, bedeutet das das Ende des Makedonismus und Mazedonien wird in einen zweiten bulgarischen Staat umgeformt.
Den ganzen Freundschaftsvertrag könnt Ihr HIER lesen (PDF Dokument), auf mazedonisch, Direkt von der Webseite der Regierung.