Naumoski kann nicht mehr laufen

Ilco Naumoski (32) prägte als streitbarer Torjäger die österreichische Bundesliga, heute kann er nicht einmal mehr normal laufen.


Er war einer der talentiertesten und umstrittensten Spieler, die je in Österreich gespielt haben. Ilco Naumoski prägte von 2002 bis 2012 die Bundesliga – im Positiven wie im Negativen. 249 Spiele, 93 Scorerpunkte, 88 Gelbe, acht Ausschlüsse, ein Meistertitel mit dem GAK – und so manches Skandälchen.
Aber egal, ob man ihn geliebt oder gehasst hat – was dem Mazedonier passiert ist, wünscht man nicht einmal seinem ärgsten Feind. Naumoski kann nicht mehr normal laufen, beim Gehen humpelt er. Dabei ist er gerade erst 32 geworden. Fünf Beinoperationen hat er hinter sich – eine sechste wird sich nicht vermeiden lassen. Seit zwei Jahren hat er keinen Fußball mehr berührt, die Spielerkarriere ist vorbei.

Dabei schien Naumoskis Plan nach dem Abgang von Mattersburg perfekt aufzugehen. Mit 30 wollte er noch einmal richtig Geld verdienen. Inter Baku erwies sich dafür als extrem geeignet. „Es war schön und verrückt. Dort kommen und gehen jedes Jahr 15 Spieler. Die Leute wissen gar nicht, wohin mit dem Geld, verwenden es fast als Klopapier. Manchmal bekamen wir selbst nach einer Niederlage 20.000 Dollar Prämie, nur weil wir brav gekämpft hatten.“ Ilcos Glückssträhne ging weiter, denn zu dieser Zeit stieg der russische Geschäftsmann Sergei Samsonenko bei Vardar Skopje ein. Er holte Naumoski und so konnte dieser nun sogar in seiner Heimat gutes Geld verdienen.

Der Schicksalstag

Doch am 15. März 2013, bei seinem zweiten Ligaspiel für Vardar, drehte sich das Glück um 180 Grad. „Es war ein schneller Konter, meine erste Ballberührung. Ich blieb mit dem linken Fuß im Rasen und bei einem Mitspieler hängen. In meiner Karriere bin ich sicher 4000 Mal ärger gefoult worden. Jeder der 5000 Fans im Stadion hat dieses fürchterliche Geräusch gehört.“ Naumoski erleidet einen offenen Schien- und Wadenbeinbruch, die Bänder im Knöchel sind ab, nur die Achillessehne hält den Fuß am Unterschenkel.

Die ärztliche Versorgung ist katastrophal. Naumoski wird zunächst ins falsche Spital gebracht und erst zwei Stunden nach dem Match in der Privatklinik Sinista operiert. „Wäre die Verletzung in einem EU-Land passiert, würde ich jetzt vielleicht noch Fußball spielen.“

Denn selbst Mazedoniens bestes Privatkrankenhaus ist mit seiner Verletzung überfordert. „Eine Woche nach der ersten OP kam ich wieder unters Messer, weil sie etwas verpfuscht hatten. Nach einem Monat wurde ich zum dritten Mal operiert und sieben Monate später schon wieder, weil es kaum Fortschritte gab.“ Bei der letzten OP wurden schließlich die 16 Schrauben entfernt. Doch weder das noch die Therapie in Kroatien und Österreich halfen. „Ich habe noch immer Schmerzen beim Gehen. Wenn ich laufe, schwillt das Bein komplett an. Und wenn du unten bist, hilft dir keiner.“

Von einigen engen Freunden fühlt sich Naumoski verraten, am meisten von seinem Cousin Goce Sedloski: „Er war mein bester Freund. Ich bin mit ihm in Prilep aufgewachsen, hab ihn zu Mattersburg gelotst, hab ihm geholfen, dass er bei Vardar Sportdirektor wird. Jetzt ist er dort Trainer. Aber nach der Verletzung hat er sofort gesagt, dass er nicht mehr mit mir rechnet. Ehrlich, das tat weh.“

Derzeit pendelt Naumoski zwischen seinem Wohnsitz in Skopje und seinen Eltern in Korneuburg. 2016 will er die Trainer-B-Lizenz machen oder dem Fußball in einer anderen Weise erhalten bleiben.