Siedelt Chalou nach Mazedonien um? Etliche Mitarbeiter haben in dieser Woche ihre Kündigung bekommen. Es wird gemunkelt, der Hersteller von Damenmode in großen Größen wolle nach Mazedonien umziehen, wo bislang schon die Kleidungsstücke gefertigt werden. Ob etwas dran ist an diesem Gerücht, lässt sich nicht klären – die Firma gibt keinerlei Auskunft.
In den vergangenen Jahren gab es bereits massive Umstrukturierungen im Stammwerk in Herschweiler-Pettersheim. Nach dem plötzlichen Tod von Manfred Barth, der 1973 die Firma gegründet, 1991 auf Mode für große Größen umgestellt hatte, übernahm 2010 seine Witwe Dagmar Barth die Geschäfte. Sie war zuvor schon als Designerin tätig. 2011 hatte der Kuseler Steuerberater Stephan Reiter den finanziellen Part übernommen, schied aber 2014 wieder aus. Dagmar Barth ist seitdem alleinige Geschäftsführerin der GmbH, holte sich Unterstützung durch einen externen Unternehmensberater aus Luxemburg.
Während früher die Geschäfte sehr gut gelaufen waren, Chalou sich mit seiner Mode in großen Größen vor allem wegen der Qualität einen Namen gemacht hatte, ging es in den vergangenen Jahren stetig bergab: Der letzte veröffentlichte Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 2014/15 weist einen Fehlbetrag von 1,109 Millionen Euro aus. Im Jahr zuvor waren es 1,170 Millionen. Die Mitarbeiterzahl hatte 2015 bei 92 gelegen, im Jahr zuvor waren es noch 105 im Stammwerk gewesen. Im Jahr 2014 hatte man den Leuten noch eine Beschäftigungsgarantie gegeben, danach hieß es, die habe nur für jenes Jahr gegolten. Vor zwei Jahren, im Mai 2015, wollte die Chalou-Geschäftsführung den Fehlbetrag reduzieren, um im Jahr 2016 wieder in der Gewinnzone zu sein.
Unter anderem hatte man die eigenen Geschäfte in Mainz und Wuppertal geschlossen. Eine exklusive Kollektion mit Namen „Pady“ war wieder eingestellt worden. Die Restrukturierung war auf drei Jahre ausgelegt.
Nachdem es immer wieder Entlassungen gegeben hatte, kamen die Briefe diese Woche zwar nicht unerwartet, waren für die Betroffenen aber trotzdem ein Schock. Nach RHEINPFALZ-Informationen haben alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter außer jenen im Büro ihre Kündigung erhalten. Die Termine lägen zwischen dem 31. Mai und 31. Dezember.
Es heiße, dass Chalou nach Mazedonien übersiedele – bislang gab es im Stammwerk die Design-Abteilung, eine Musternäherei und die Endabnahme der Teile, die in Mazedonien gefertigt worden waren, ehe sie an Fachhändler versandt wurden.
Gestern Morgen waren bereits etwa zehn Mitarbeiter in Kusel in der Agentur für Arbeit, um sich arbeitslos zu melden. Die Aushilfen seien am Mittwochnachmittag alle nach Hause gegangen und kämen auch nicht wieder. Heute Morgen gibt es eine Betriebsversammlung, zu der auch Beratungsfachkräfte kommen, wie die Arbeitsagentur bestätigte. Auch einen Fachanwalt für Arbeitsrecht haben die Gekündigten bereits eingeschaltet.
Beschäftigte berichten im Gespräch mit der RHEINPFALZ, sie hätten bereits seit zwei Jahren weder Weihnachts- noch Urlaubsgeld bekommen. Unter den Angestellten sind viele Frauen und Ungelernte, die keine Chance sehen, in der Umgebung wieder eine Arbeit zu finden. Chalou hat keinen Betriebsrat.
Alle Versuche, von der Firma eine Stellungnahme zu den Entlassungen zu bekommen, schlugen fehl. Von der Geschäftsleitung war weder telefonisch noch beim Besuch vor Ort jemand zu erreichen. Ein Externer, der im vergangenen Jahr die Öffentlichkeitsarbeit übernommen hatte, sagte lediglich, „dazu können und werden wir uns nicht äußern“, es handele sich um Umstrukturierungen.
QUELLE: Rheinpfalz