Dejan Manaskov: Ich würde gerne noch einmal das Trikot der Löwen tragen

Nach nur einer Saison trennen sich die Wege von Dejan Manaskov und den Rhein-Neckar Löwen zum Saisonende wieder. Der mazedonische Nationalspieler trägt in der kommenden Saison das Trikot von Telekom Veszprem. Im Schatten von Gudjon Valur Sigurdsson erhielt Manaskov in der laufenden Saison nicht so viele Spielanteile, wie er es sich erhofft hatte. Im Interview mit dem Pressedienst der Rhein-Neckar Löwen spricht er zum Abschied über die Saison, die Meisterschaft, die spontane Feier, das heutige Spiel, seinen Partner auf Außen, die Familie und eine mögliche Rückkehr.


Dejan, das erste Jahr bei den Rhein-Neckar Löwen und mit der Mannschaft gleich Meister geworden. Wie fühlt sich das an? 

Dejan Manaskov: 
Das ist einfach grandios. Als ich zu den Löwen kam, habe ich nicht unbedingt damit gerechnet, dass wir Meister werden können. Flensburg hatte eine starke Mannschaft, und unsere Heimniederlage gegen die SG hat schon sehr weh getan. 

Dass wir das Rennen in der Endphase der Saison mit den Siegen in Flensburg und gegen Kiel nun zu unseren Gunsten entscheiden konnten, ist ein tolles Gefühl. Du musst auch im richtigen Jahr in der richtigen Mannschaft sein - und das hat bei mir in dieser Saison geklappt. Deshalb bin ich rundum glücklich. 

Nach dem Sieg in Flensburg, hat schon viel für euch gesprochen. Dass es aber gleich drei Tage später gegen Kiel vor den eigenen Fans mit dem Titel geklappt hat, war dann doch etwas überraschend. Sind solche spontanen Feiern die besten? 

Dejan Manaskov: 
Ja natürlich. Vor dem Spiel haben wir uns ganz normal vorbereitet und uns gesagt, dass wir gegen Kiel und dann noch in Wetzlar gewinnen müssen. Aber als der Göppinger Sieg gegen Flensburg feststand, hat sich in der Arena eine ganz besondere Stimmung entwickelt, die uns nochmals motiviert hat. Wir wussten, dass wir schon da den letzten Schritt gehen konnten, haben gebrannt und entsprechend alles gegeben. Dass es dann gereicht hat, war sensationell. 

Danach ging es unmittelbar nach Mallorca. Wer hart schuftet, darf auch mal feiern, oder? 

Dejan Manaskov: 
Wir haben sehr viel trainiert, viel gespielt und waren viel unterwegs. Ich denke, die drei Tage hatten wir uns wirklich verdient. Ein bisschen feiern, ein bisschen ausruhen, etwas mit der Mannschaft unternehmen ? das muss sicher auch mal sein. 

Ihr habt alles selbst organisiert. Wer war der Reiseleiter? 

Dejan Manaskov: 
Das ging alles sehr schnell. Nach dem Sieg gegen Kiel und dem ersten Trubel in der Halle haben wir uns um Mitternacht hingesetzt und eine Liste gemacht, wer alles mitgeht. Die Organisation hat unser Pressesprecher übernommen, der auch sonst für unsere Reiseplanung zuständig ist. 

Da konnten wir uns drauf verlassen, dass wir alle ein Flugticket und auch ein Hotelzimmer bekommen. Dann haben wir wirklich spontan gebucht und am nächsten Morgen ging es schon los. Aber solche spontanen Aktionen sind oft die schönsten. 

Aber weitere Details bleiben intern ... 

Dejan Manaskov: 
... ja, natürlich. Was auf Mallorca war, bleibt auf Mallorca (lacht). 

Wie würdest du dein Jahr bei den Löwen beschreiben? Hinter Gudjon Valur Sigurdsson hattest du vielleicht nicht so viele Spielanteile wie erhofft. War das von Beginn an klar? 

Dejan Manaskov: 
Goggi ist natürlich ein herausragender Spieler, der einen besonderen Stellenwert in der Mannschaft hat und eine klasse Saison gespielt hat. Am Anfang war ich mit meinen Anteilen zufrieden, danach hatte ich aber vor allem nach der WM und gegen Ende der Saison mit Verletzungen zu kämpfen. Wenn man da aus dem Rhythmus kommt, wird es natürlich schwer. Aber insgesamt bin ich zufrieden, da ich mithelfen konnte, den Titel zu gewinnen. Das steht über allem. Meine Bilanz fällt positiv aus. 

Du wurdest in Paris geboren, bist dann aber in Deutschland in den Kindergarten gegangen, als dein Vater Pepi Manaskov in Hameln gespielt hat. War dein Vater immer ein Vorbild und wann hast du dann mit dem Handball begonnen? 

Dejan Manaskov: 
Ich bin tatsächlich mit Handball groß geworden. Mein Bruder Martin und ich - wir waren immer bei meinem Vater mit in der Halle dabei. Wir haben jedes Training verfolgt. 

So richtig angefangen habe ich dann, als wir in Slowenien gelebt haben. Da war ich sieben Jahre und Handball war Thema in der Schule. In Mazedonien habe ich dann als Neunjähriger regelmäßig Handball gespielt. Wenn du in so eine Familie geboren wirst, kommst du um den Sport nicht herum. 

Dein Bruder Martin ist ebenfalls mit dem entsprechenden Talent gesegnet. Gibt es überhaupt ein anderes Thema als Handball, wenn die Herren Manaskov zuhause zusammenkommen? 

Dejan Manaskov: 
(lacht) Nein, das ist tatsächlich so. Wir leben ja etwas zerstreut und jedes Mal wenn wir zusammenkommen oder telefonieren geht es erst einmal um Handball. Erst danach kommen die privaten Dinge. 

Du hast in Skopje für die beiden Klubs Metalurg und Vardar Skopje gespielt. Dein Vater immer nur für Vardar ? hat das Probleme im Elternhaus gegeben? 

Dejan Manaskov: 
Nein, mein Vater hat immer gesagt, ich soll meine eigenen Entscheidungen treffen. Ich habe sechseinhalb Jahre in Metalurg gespielt, bis es dort finanzielle Probleme gab und ich im Januar 2015 nach Wetzlar bin und dort eine gute Zeit hatte. 

Für die Fans ist das aber nicht so einfach, oder? Da gibt es nichts dazwischen ... 

Dejan Manaskov: 
Ja, das stimmt. Da gibt es nur entweder oder. Aber das hat sich nach den ersten Vorbehalten auch schnell gelegt. 

Vardar Skopje, wo du vor deinem Wechsel zu den Löwen am Ball warst, konnte erstmals die Champions League gewinnen. Hat dich das auch überrascht? 

Dejan Manaskov: 
Ehrlich gesagt nicht allzu sehr. Vardar hat die SEHA-Liga gewonnen und war in unserer Vorrundengruppe B vorne. Mit Raul Gonzalez, der auch die mazedonische Nationalmannschaft trainiert, hat Vardar einen ausgezeichneten Coach. 

Natürlich war auch etwas Glück dabei, jeweils in der Schlusssekunde zu treffen. Aber auch im Finale hatte Paris vielleicht die besseren Individualisten, aber im Gegensatz zu Vardar keine richtige Idee vom Spiel. 

Kann das dem mazedonischen Handball einen weiteren Schub geben oder hängt das auch viel mit den finanziellen Möglichkeiten in Vardar zusammen? 

Dejan Manaskov: 
Dieser Erfolg macht ganz Mazedonien natürlich sehr stolz. Ich kann mir schon vorstellen, dass der Sieg in der Champions League etwas auslöst und vielleicht auch die anderen Teams in der mazedonischen Liga etwas unterstützt werden, damit diese aufschließen können. 

Wie kommt es eigentlich, dass so ein kleines Land immer wieder so herausragende Spieler hervorbringt? Ist Handball schon in der Schule ein Thema? 

Dejan Manaskov: 
Mazedonien ist wohl eines der wenigen Länder, in denen Handball größer ist als Fußball. Die Jugendlichen sehen, dass sie hier etwas erreichen können. Ich glaube, das macht den größten Reiz aus. 

Wenn wir schon bei Talenten sind. Mit Filip Taleski kam im Winter ein weiterer Landsmann zu den Löwen. Meinst du, dass er sich in der Bundesliga durchsetzen kann? 

Dejan Manaskov: 
Filip ist noch sehr jung, aber ich glaube, dass er es in der nächsten oder spätestens in der übernächsten Saison schaffen kann. Er ist wirklich ein sehr großes Talent. 

Konntest du ihm hier in den ersten Monaten etwas helfen? 

Dejan Manaskov: 
Ja, natürlich. Vor allem wenn es um die Sprache geht, hilft es schon, wenn jemand da ist, der einem versteht und helfen kann. Ich war so etwas wie sein großer Bruder, aber das habe ich alles gerne getan. Jetzt muss er es selbst schaffen. 

Dein Weg führt nun nach Veszprem. Ist der Umzug schon organisiert? 

Dejan Manaskov: 
Das geht schnell. Da klar war, dass ich nur ein Jahr bei den Löwen bleibe, habe ich nicht viele Möbel, die mit müssen. 

In Veszprem spielst du wieder auf europäischen Top-Niveau. Freust du dich auf die neue Herausforderung? 

Dejan Manaskov: 
Natürlich. Diese Stadt lebt Handball, in der Halle ist immer eine Riesenstimmung. Jetzt kommt ein neuer Trainer, neue Spieler. Wir werden uns zusammenfinden müssen, aber in Veszprem herrschen immer hohe Ansprüche. Das reizt mich. 

Bei den Löwen heißt es, man möchte dich "im Auge behalten". Es wird immer wieder darüber spekuliert, dass du möglicherweise bald zurückkehrst. Kannst du dazu etwas sagen? 

Dejan Manaskov: 
Ich würde gerne wieder hier spielen und noch einmal das Trikot der Löwen tragen. Die Atmosphäre in der Halle ist großartig, die Löwen sind ein Spitzenteam. Aber im Moment kann ich nichts dazu sagen. Das hängt ja auch davon ab, wie sich Gudjon Valur Sigurdsson entscheidet. 

Ich trete jetzt meinen Vertrag in Veszprem an und bis zum Winter wird dann eine Entscheidung fallen, ob ich dort bleibe, zurückkehre oder der Weg zu einem anderen Club führt. Aber egal wie es ausgeht ? den Titel hier werde ich immer in Erinnerung behalten