'Mazedoniens Messi': Arijan Ademi und sein Tor zurück ins Glück

Der 26-jährige Mazedonier feierte nach zweijähriger Doping-Sperre sein Comeback im Nationaltrikot und erzielte prompt einen sehenswerten Treffer.


Es ist knapp eine Stunde gespielt, als Mazedoniens Nationalcoach Igor Angelovski eine besondere Einwechslung vorbereitet. Arijan Ademi, 26 Jahre alt, eilt zur Bank, streift sich sein Trikot mit der Nummer 16 über und sehnt endlich den Moment herbei, auf den er mehr als zwei Jahre warten musste.

In der 64. Minute ist es dann soweit: Kapitän Goran Pandev verlässt das Feld, für die Mazedonier steht es im letzten Qualifikationsspiel für die Weltmeisterschaft gegen Liechtenstein bereits 2:0, eigentlich geht es um nichts mehr. Für Ademi allerdings geht es um alles.

Rückkehr nach Doping-Sperre

Dem im kroatischen Sibenik geborenen Nationalspieler des kleinen Balkanlandes war bei einem Test nach der Partie Dinamo Zagreb gegen den FC Arsenal am 16. September 2015 das anabole Steorid Stanozolol nachgewiesen worden. Der Wirkstoff hilft dabei, die Muskelmasse während einer Diät zu erhalten und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass die Entwässerung des Unterhautfettgewebes vorangetrieben wird. Für den talentierten Ex-Kapitän Zagrebs war die Nachricht über den positiven Test der größte Schock seiner fußballerischen Laufbahn.

Zunächst wurde Ademi vom Internationalen Sportgerichtshof (CAS) für vier Jahre gesperrt, später wurde das Strafmaß auf zwei Jahre verkürzt. Immer wieder hatte er seine Unschuld beteuert und die Strafe als überzogen bezeichnet. "Ich komme stärker und besser zurück", prophezeite er auf einer Pressekonferenz vor einem halben Jahr.

Bis zu seiner Verurteilung durch den Sportgerichtshof spielte Ademi für den kroatischen Rekordmeister Dinamo Zagreb, wo er drei nationale Titel feiern konnte. Auch für die Junioren-Nationalmannschaft der Kroaten kam der zentral-defensive Mittelfeldspieler zum Einsatz, spielte für die U19 bei einer Welt- und für die U20 bei einer Europameisterschaft mit.

Für die Senioren reichte es nur zu Kurzeinsätzen in Testspielen gegen Südkorea und Portugal. Der Durchbruch gelang ihm nicht. Genutzt hat die Gelegenheit Mazedoniens Fußballverband FFM, der Ademi, dessen Eltern aus dem Land stammen, für seine Nationalfarben begeistern konnte.

Mazedonien und Dinamo Zagreb hielten zu Ademi

Dennoch blieb lange Zeit unklar, ob Ademi nach dieser langen Auszeit im Profifußball jemals wieder Fuß fassen könnte. Er hielt sich mit Individualtraining, Tennis und Futsal fit, arbeitete hart an sich, um das Niveau halten zu können. Chefcoach Angelovski war nach mehreren Besuchen überzeugt von seiner Rückkehr und nominierte ihn für die letzten beiden Spiele gegen Italien und Liechtenstein. "Es sah nicht so aus, als wäre er zwei Jahre weg gewesen. Sondern zwei Wochen", beschrieb Angelovski die Form seines Schützlings.

Ademi zahlte das in ihn gesetzte Vertrauen prompt zurück. Und wie! Gerade einmal fünf Minuten nach seiner Einwechslung erzielte er nach einem sehenswerten Solo an mehreren Gegnern vorbei den 4:0-Endstand. "Mazedoniens Messi" titelten die heimischen Gazetten - ein Tor, das seinen tief verwurzelten Ehrgeiz und Kampfgeist zum Ausdruck brachte. Mit Tränen in den Augen rannte Ademi sofort zur Bank, nahm zunächst seinen Trainer in den Arm und konnte sich anschließend vor Glückwünschen seiner Kollegen kaum retten.

"Das ist ein spezieller und sehr emotionaler Moment für mich gewesen. Ich möchte mich beim Trainer, dem Verband, bei Kapitän Pandev, allen weiteren Kollegen und dem Publikum bedanken. All das bedeutet mir sehr viel. Diese Nationalmannschaft hat Herz und die Qualität für viele, noch größere Ergebnisse", wurde er nach Schlusspfiff zitiert.

Was für Mazedonien den Abschluss einer der erfolgreichsten Qualifikationsrunden seit langem (11 Punkte, darunter ein 1:1 gegen Italien) darstellte, war für Ademi wie ein Neuanfang seiner Karriere. Und am Wochenende beginnt schon das nächste Kapitel: Für Dinamo Zagreb, das seinen Vertrag trotz der Sperre sogar bis 2022 verlängerte, steht er gegen NK Osijek wahrscheinlich erstmals wieder im Kader.

QUELLE: GOAL - Daniel Jovanov