Pancev schwänzte seinen Sportstudio-Auftritt


Ein Star in der Fußball-Provinz.
Aus dem mondänen Mailand ins kurz nach der Wende doch noch recht dörfliche Leipzig. Darko Pancev (heute 52) hat es 1994 gewagt und für eine Halbserie bei Bundesligist VfB Leipzig unterschrieben. Eine Leihe, die damals für eine Menge Wirbel sorgte. Die den sofortigen Wiederabstieg der Leipziger aber letztlich auch nicht verhindern konnte.

Mazedonier Pancev, Anfang der 90er Jahre einer der besten Stürmer Europas (unter anderem gewann er 1991 den Goldenen Schuh) hatte sich nach seinem Wechsel von Roter Stern Belgrad bei Inter Mailand nicht durchsetzen können. In der Winterpause der Saison 1993/94 horchte deshalb der VfB Leipzig auf, der in der Bundesliga unter Trainer Bernd Stange Schlusslicht war – aber durchaus noch Chancen auf den Klassenerhalt hatte.

Die Verhandlungen zogen sich wochenlang hin. Mehrfach flogen Präsident Dr. Siegfried Axtmann und Manager Dr. Klaus Dietze nach Mailand. Vermeldeten Fortschritte. Dann wieder Rückschläge – bis man sich endlich einig war. Pancev kommt für eine Leihgebühr von 250000 Mark tatsächlich in den Fußball-Osten.

Und weil alle im Klub so glücklich waren, wurde im inzwischen still gelegten Hotel Astoria gleich gegenüber dem Hauptbahnhof eine Pressekonferenz angesetzt. Um Mitternacht! Nach einem Hallenturnier in der Messehalle 7.

Das Hotel-Foyer platzte vor lauter Journalisten fast aus allen Nähten. Alle waren gespannt, voller Neugier. Doch statt Pancev ratterte um 23.22 Uhr nur ein Fax von ihm an die Hotel-Rezeption: KOMME MORGEN Axtmann und Co. waren das erste Mal gedemütigt.

Immerhin: Am nächsten Tag landete Pancev dann tatsächlich in Leipzig. 20000 Mark Monats-Gehalt zahlte ihm der VfB. Den Rest der 75000 Mark übernahm Mailand.

Axtmann damals: „Mit der Erfahrung von Pancev ist der Klassenerhalt zu schaffen. Dafür habe ich ihn schließlich geholt." Er sollte sich irren. In nur zehn Spielen erzielte Pancev ganze zwei Tore – beim 1:2 in Duisburg und beim 2:3 in Karlsruhe.

Dafür sorgte er außerhalb des Platzes immer wieder für Eskapaden. Weil ihm das Zimmer im Astoria zu piefig war, bezog er kurzerhand eine Suite im Atlanta-Hotel. Die kostete mal locker 550 Mark die Nacht und kam dem VfB nur billiger, weil die Hotelkette den Klub mit sponserte.

Höhepunkt jedoch war sein geschwänzter Auftritt im Sportstudio. Als Talkgast war er gemeinsam mit Präsident Dr. Axtmann geladen. Doch der saß plötzlich allein vor Dieter Kürten im Studio. Pancev hatte offenbar keinen Bock, blieb einfach in Leipzig.

Axtmann zähneknirschend: „Er ist eigenmächtig im Hotel geblieben. Ich lasse mir nicht auf der Nase herum tanzen." 10000 Mark Strafe und eine Abmahnung für Pancev folgten, der bis dahin noch nicht mal eine Minute gespielt hatte.

QUELLE: BILD