Pelagon: Der irrationale Streit um den Namen „Makedonien“

Das Makedonien Portal Pelagon und Autor Alexander Schwarz (Deutsch-Grieche) mit einer kurzen Analyse über die s.g. Namensfrage die Griechenland um den Namen des Nachbarstaates Mazedonien entfacht hat.



Die makedonische Frage und der damit verbundene Kulturkampf um Makedonien sind bis heute ein wahrnehmbares Phänomen in der betroffenen Region, deren Namensgeber die heute nicht mehr existierenden antiken Makedonier waren. Allerdings haben die heutige Region Makedonien und ihre Einwohner weder ethnisch noch geografisch viel mit dem antiken Makedonien gemeinsam. Die Definition des heutigen Makedoniens hat sehr viel mehr mit der sogenannten makedonischen Frage zu tun. Sie betraf das Schicksal der christlichen, nicht-türkischen Bevölkerung im Osmanischen Reich auf dem Balkan außerhalb der sich im 19. Jahrhundert bildenden Staaten Bulgarien, Griechenland und Serbien. Für dieses Gebiet wurde die Bezeichnung Makedonien verwendet, wohl weil es die größte Deckung mit dem Territorium des antiken Makedonien hatte. Einen darüber hinausgehenden kulturellen Bezug der makedonischen Frage und ihres geografischen Rahmens zum nicht mehr existierenden antiken Makedonien gab es hierbei nicht  Bulgarien, Griechenland und Serbien führen seitdem einen Kampf um die kulturelle Deutungshoheit über Makedonien. Anstelle der serbischen Partei trat besonders ab dem Jahr 1943 eine selbstständige makedonische Partei, deren Eigenständigkeit und Identität bis heute in der betroffenen Region umstritten sind.

Der seit dem Jahr 1991 bestehende Streit um den Namen „Makedonien“ zwischen Griechenland und der Republik Makedonien ist ein wahrnehmbares Symptom dieses Kulturstreits. Dieser Namensstreit hat seine Wurzel besonders in der Geschichtspolitik seit dem Ende des Bürgerkrieges Griechenland. Dieser Bürgerkrieg endete im Jahre 1949. Im Rahmen dieser Geschichtspolitik wurde aus politischen Gründen eine lückenlose Verbindung von den antiken Makedoniern zu den heutigen griechischen Makedoniern hergestellt und der südslawische Makedonismus als Angriff auf die Einheit, Kultur und Geschichte Griechenlands dargestellt. Diese Darstellung der Geschichte greift jedoch zu kurz und ignoriert historische Sachverhalte, ebenso wie der Versuch eine direkte Verbindung zwischen antiken und ethnischen bzw. slawischen Makedoniern herzustellen.

Bezogen auf die neuere makedonische Geschichte, ohne direkten Bezug zum antiken Makedonien, ist der Name der Republik Makedonien legitim gewählt und kein Irredentismus. Diese Interpretation ist im Einklang mit dem Völkerrecht. Es ist auch nicht ersichtlich, warum ein zusammengesetzter Name mit geografischer Spezifizierung für die Republik Makedonien, wie von Griechenland gefordert, den Kulturstreit um Makedonien klären oder überhaupt hilfreich sein sollte. Schon jetzt ist eine Abgrenzung möglich. Auf der einen Seite die „Republik Makedonien“ als einziges Völkerrechtssubjekt, auf der anderen Seite die griechischen Regionen „Westmakedonien“, „Zentralmakedonien“ und „Ostmakedonien-Thrakien“ als völkerrechtliche Bestandteile Griechenlands. Eine geografische Spezifizierung, wie zum Beispiel Republik Nordmakedonien, würde eher zu mehr als zu weniger Missverständnissen in der makedonischen Frage führen. Denn es würde in diesem Fall noch mehr der Eindruck eines geteilten Ganzen entstehen. Hingegen wären die kulturellen Unterschiede zwischen der griechischen Region Makedonien bzw. den griechischen Makedoniern und der Republik Makedonien bzw. den ethnischen bzw. slawischen Makedoniern aus dem Staatsnamen erst recht nicht mehr ersichtlich.

Tatsächlich kann der Kulturstreit um Makedonien nur inhaltlich geklärt werden. Dies sollte nach rein objektiv-wissenschaftlichen Kriterien durch ein unabhängiges Expertengremium aus entsprechenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erfolgen. Die objektiv-wissenschaftliche Klärung muss danach in eine entsprechende politische Klärung überführt werden. Die objektiv-wissenschaftliche Klärung der makedonischen Frage und aller damit verbundenen Aspekte wird insbesondere in der Bildungspolitik und in der offiziellen Informationspolitik von Bulgarien, Griechenland und der Republik Makedonien implementiert. Damit wird jede Form von Irredentismus auf allen Seiten wirksam bekämpft und die kulturelle Vielseitigkeit Makedoniens einschließlich der makedonischen Bevölkerung einvernehmlich anerkannt.

QUELLE: PELAGON