Erste Spürhunde gegen Geldwäsche in Mazedonien


Skopje Airport: Passagiere hasten durch die Hallen, lange Schlangen bilden sich bei der Abfertigung, Ansagen schallen über die Lautsprecher des internationalen Flughafens. Nur die Gepäckkontrolleure scheinen unbeeindruckt von der Hektik. Auch Don und Fredor lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Beharrlich verfolgen sie ihr Ziel: eine Person, die verdächtig riecht – und zwar nach Geld, viel Geld.

Don, der Labrador, und Fredor, der Schäferhund, sind das erste Bargeld-Spürhund-Duo in Mazedonien. Hunde haben sehr feine Nasen und erschnüffeln selbst erfinderisch versteckte Banknoten mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit. Die beiden sind seit 2017 im Dienst und auf Devisen wie Euro-Noten, US-Dollar und Schweizer Franken trainiert. Sie riechen die verschiedenen Druckfarben des Papiers. Geld stinkt eben doch, nur überall anders.

Schmugglerroute Westbalkan


Don und Fred sind ein Geschenk der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) an den mazedonischen Innenminister – und so die neuen Partner der Diensthundestaffel K9 geworden. Die kann Unterstützung gebrauchen: Nicht nur am Flughafen von Skopje, auch an den Grenzen zu Mazedonien, Griechenland, Albanien, Kosovo, Serbien und Bulgarien. Geschmuggelt wird dort Bargeld aus Geldwäsche nach Westeuropa, vornehmlich nach Deutschland, in die Niederlande und die Schweiz, wo es sicher auf den Konten liegt.

Obwohl fast alle Länder des westlichen Balkans EU-Kandidaten sind und sich die Generalstaatsanwälte in der Region schon 2005 zur Zusammenarbeit und Vernetzung verpflichtet haben, bleibt die Bekämpfung der organisierten Kriminalität ein Knackpunkt im Beitrittsprozess. Kokain, Opioide, Waffen und auch Menschen werden massenhaft aus Nordafrika und Nahost über die Westbalkanroute nach Europa geschleust – und eben auch die Erlöse daraus.

Schätzungen der NGO Global Financial Integrity zufolge sind zwischen 2005 und 2014 allein aus Mazedonien, Montenegro und Serbien zwischen 22 und 37 Milliarden US-Dollar durch sogenannte illegale Finanzströme wie Geldwäsche, Korruption oder auch Steuerhinterziehung abgeflossen. Damit werden für jeden Dollar, den die internationale Entwicklungshilfe in den Westbalkan investiert, zehn Dollar illegal außer Landes gebracht – Geld, das in den Staatskassen für Gesundheit, Bildung und Sozialleistungen fehlt.

Vernetzt gegen Geldwäsche


Deshalb engagiert sich die GIZ seit Mai 2017 gemeinsam mit dem Netzwerk der Staatsanwälte der westlichen Balkanstaaten, ebenfalls von der GIZ gefördert, gegen Wirtschaftskriminalität und illegale Finanzströme. Die Abschöpfung von Erlösen aus illegalen Machenschaften ist ein zentraler Punkt bei der Verbrechensbekämpfung.

So kam die Idee auf, den mazedonischen Innenminister mit zwei Bargeld-Spürhunden zu unterstützen. Die bisherige Erfahrung in Westeuropa gibt diesem Ansatz Recht: mit Hilfe der Hunde konnten 2016 im Handelshafen von Rotterdam und am Schiphol Airport in Amsterdam 49 Passagiere wegen Geldwäsche festgenommen und 4,3 Millionen Euro beschlagnahmt werden.

Um Nasenlängen voraus


„Auch wir erhoffen uns von den Hunden, mehr illegale Geldtransporte aufspüren und mehr Bargeld beschlagnahmen zu können“, sagt Marina Kovachich von der GIZ. Das löse aber noch nicht das Problem der geringen Anzahl daraus resultierender Gerichtsverfahren in Mazedonien: „Oft werden nur
Bußgelder verhängt. Und das darf einfach nicht sein!“ Deshalb steht auch hier eine bessere Vernetzung der Finanzermittlungsbehörden an erster Stelle: Während der GIZ-Aktionstage verfolgen Polizisten, Zollfahnder und Grenzkontrolleure live via Video die ersten Einsätze von Don und Fredor am Flughafen von Skopje.

Trainiert sind die Bargeld-Spürhunde nur auf größere Mengen, damit sie nicht bei jedem Fünf-Euro-Schein anspringen. Das Bündel entwerteter Banknoten, das die Polizisten der K9 vorher zu Trainingszwecken in einem Koffer versteckt hatten, ist aufgespürt. Zur Belohnung gibt es Leckerli vom Hundeführer, damit die Suche auf Dauer spannend bleibt für die jungen Rüden – und auch für die Trainingsteilnehmer.