Oliver Roggisch war gut drauf am gestrigen Mittwochabend. Die 35:23-Heimgala im Viertelfinale des DHB-Pokals gegen Leipzig zauberte dem Sportlichen Leiter der Rhein-Neckar Löwen ein breites Grinsen ins Gesicht. Der Lohn ist ja auch fürstlich: Die Gelben dürfen wieder mal nach Hamburg, um beim prestigeträchtigen Final-Four-Turnier anzutreten. Und die wievielte Teilnahme ist das nun Herr Roggisch? "Lasst mich bloß damit in Ruhe", lachte der lange Blonde, der natürlich ganz genau weiß, was die Stunde geschlagen hat: Bereits zum elften Mal werden die Löwen am 5. und 6. Mai in der Hansestadt aufkreuzen.
Die bisherigen zehn Abstecher werden aber ganz bewusst verdrängt. Denn außer Spesen ist bislang nichts gewesen, wenn die Badener beim Pokal-Showdown angetreten sind. Es war ein Mix aus Pleiten, Pech und Pannen, den Andy Schmid und Co. bislang in Hamburg erlebt haben. "Und jetzt", grinste Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen leicht verlegen, "jetzt versuchen wir es halt nochmal." Roggisch nickt: "Wir werden einfach versuchen, unseren besten Handball zu spielen."
Spielen sie den wirklich, kann der Pott diesmal eigentlich nur an die Löwen gehen. In Topform befinden sich die Löwen auf nationaler Ebene nämlich mittlerweile in einer eigenen Liga. Das hat am gestrigen Mittwoch auch Leipzig schmerzlich erfahren müssen. Die Ost-Riesen, die durch rund 300 Schlachtenbummler im "Ufo" unterstützt wurden, haben nicht nur verloren, sie wurden regelrecht überrollt und vorgeführt.
Mazedonischer Fan beim Löwen-Spiel sieht Taleski schon als den nächsten Lazarov |
Gelbe Hauptdarsteller gab es viele. Mikael Appelgren im Tor und natürlich auch Rückkehrer Kim Ekdahl du Rietz, bei dem sich selbst Jacobsen manchmal kneifen muss. Der Däne: "Kim hat jetzt acht Monate keinen Handball gespielt gehabt, trainiert dreimal mit uns und legt sofort wieder so ein Spiel hin." Aber hat Jacobsen das wirklich überrascht? "Nein, wenn ich ganz ehrlich bin, dann nicht. Denn Kim hat ja schon im ersten Training alle ausgetanzt und die Bälle reingehauen."
Doch da ist noch einer, der einfach hervorgehoben werden muss: Filip Taleski, 21. Das Talent aus Mazedonien wurde in der Abwehr ins kalte Wasser geschmissen. Aus dem Reservisten ist nach der Verletzung von Europameister Gedeon Guardiola plötzlich ein Hauptdarsteller geworden. Quasi über Nacht ging es ins Rampenlicht. Und mittlerweile überrascht er alle. Selbst sein Trainer scheint ein wenig baff zu sein: "Filip macht das mittlerweile überragend, er wird wirklich von Tag zu Tag besser."
Die nächste Bewährungsprobe wartet schon am heutigen Donnerstag. Um 19 Uhr gastiert Frisch Auf Göppingen in der SAP Arena. Mit den Schwaben hat man noch eine Rechnung offen. Im Hinspiel musste man sich mit 26:28 geschlagen geben. Diesmal soll es besser laufen: "Aber Göppingen spielt eine starke Saison, wir müssen aufpassen", warnt Jacobsen.
Von Daniel Hund