Vor dem Regen von Milcho Manchevski

Leider ist dieses Meisterwerk (Debüt) von Milcho Manchevski etwas in Vergessenheit geraten. Dabei zeigt es anhand dreier Liebesgeschichten (1.Worte, 2. Gesichter, 3. Bilder) die zeitlose Balkanproblematik. Obwohl es ein Anti-Gewalt Film ist, kommt er nicht ohne schockierendes Blutvergießen aus. Der Riss geht mitten durch die eigene Verwandtschaft. 

"Vor dem Regen" - Before the Rain - Pred Dozhdot!


Alle Bewohner haben eines gemeinsam: das Wetter. Und so beginnt der Film auch mit 'Es gibt Regen. Es riecht schon nach Regen'. Die beeindruckende Bildersprache macht die wörtliche Rede zeitweise überflüssig. Es wäre fast ein Episodenfilm. Doch Manchevski schafft subtile Querverbindungen. 

• Abgesehen von der ethnischen Zugehörigkeit stehen sich hier glaubensmäßig orthodoxe Christen (Mazedonier) und albanische Moslems gegenüber. Der Mönch Kiril (Grégoire Colin) rettet das albanische Mädchen Zamira (Labina Mitevska). Eine junge unerfüllte Liebe. 

• In London treffen sich die Journalisten Anne (Katrin Cartlidge) und der Mazedonische Kriegsfotograf Alex (Rade Serbedzija), früher mal ein Paar. Neffe Kiril ruft bei ihr an und will Alex sprechen. Anne will sich von ihren Mann Nick trennen. In einem Restaurant kommt es wegen Nichtigkeiten zu einem Massaker. Anne und Nick sind anwesend. Er wird erschossen. Eine alte unerfüllte Liebe. 

• Alex kehrt in sein Dorf zurück. Die Verwandtschaft feiert mit ihm Wiedersehen. Bis sie auf die Jagd nach einer albanischen Attentäterin gehen. Es ist Zamira. Alex holt seine Tochter raus und bezahlt dafür. Die Blutrache rangiert offenbar höher als verwandtschaftliche Bande. Der Teufelskreis wird nicht durchbrochen. Das Morden geht weiter. Eine tragische Vater-Tochter-Liebe. 
Beeindruckend in Bild und Plot vor einer grandiosen Landschaftskulisse. Nach dem Regen ist vor dem Regen.

Kritik von Martin Zopick



Ende