Im Winter kam er als unbekannter Linksverteidiger. Jetzt ist Ezgjan Alioski (24) Lugano-Topskorer.
Ezgjan Alioski schlendert den Lago di Lugano entlang. Die Touristen erkennen ihn nicht. Aber die Einheimischen. Eine Gratulation hier, ein «Ciao» da. «Mit meinen blonden Haaren erkennt man mich halt auch gut», sagt der Lugano-Senkrechtstarter schmunzelnd. Seine Haare – seit neustem ist am Nacken noch ein Pfeil hineinrasiert. Darum der Bogenschützen-Jubel gegen Sion. «Deshalb habe ich diesen Jubel angekündigt. Mal schauen, was es nächstes Mal sein wird.»
Gibts den nächsten Alioski-Jubel schon heute in Basel? Nach seinen drei Toren im Mai hat er diese Saison in fünf Pflichtspielen schon vier Treffer auf dem Konto.
Der Mazedonier aus Flamatt FR untermauert mit Toren seinen Entscheid, trotz Interesse (vor allem von Sion) im Tessin zu bleiben. Alioski hat seit dem Wechsel im Winter gut Italienisch gelernt und sagt: «Mein Ziel war die Super League. Ich habe mir hier etwas aufgebaut und will mich jetzt mindestens ein Jahr in dieser Liga beweisen. Der Präsident und der Trainer haben mir sehr viel Vertrauen entgegengebracht, und ich möchte dies mit guten Leistungen auf dem Platz zurückzahlen. Viel Geld verdienen oder ins Ausland wechseln kann ich auch später noch.»
Alioski fühlt sich im Tessin und in seiner Single-Wohnung in Stadionnähe wohl. Auch im Team. Wo er gleich selber für Stimmung sorgt. Wird in der Kabine Schabernack getrieben, ist er nicht weit. Alioski lacht und sagt: «Spass muss sein. Gerade in einem jungen Team.»
Doch es geht auch anders. Nach einem verlorenen Match im Training kann Alioski sauer werden. «Ich bin sehr ehrgeizig. Ich gebe auch im Training immer 100 Prozent. Da müssen auch mal die Emotionen raus.»
Verrückt: Im Winter kam er als unbekannter Linksverteidiger – jetzt ist er Topskorer. Weil ihn Trainer Zdenek Zeman zum Rechtsaussen machte. Zeman-Nachfolger Andrea Manzo hält daran fest.
Alioski: «Hauptsache, ich spiele auf der Aussenbahn. Ich habe auch früher manchmal im Mittelfeld gespielt. Ich bin Zeman sehr dankbar, dass er den Mut hatte, in der Offensive auf mich zu setzen.»
Die andere Seite kennt Alioski auch: dass er nicht erste Wahl ist. Bei YB kommt er 2011 unter Christian Gross in die 1. Mannschaft, hat hinter dem gesetzten Christoph Spycher und Jan Lecjaks aber keine Chance auf Super-League-Einsätze.
Er lässt sich an Schaffhausen in die Promotion League ausleihen, der Aufstieg gelingt – doch die Vereine einigen sich zunächst nicht auf eine definitive Übernahme. Alioski ist sogar kurze Zeit vereinslos, bevor es klappt. Alioski: «Drei Monate nach dieser ungewissen Zeit bekam ich mein erstes Nati-Aufgebot und spielte gegen Wales mit Aaron Ramsey. So schnell kann es gehen.»
Fast ebenso schnell war sein Aufstieg zum Super-League-Star!