Der frühere Bundesliga-Spieler und Stürmer, Ilco Naumoski, sorgte auf und neben dem Fußball-Platz in Österreich für zahlreiche Höhepunkte und Eskapaden. Auch einige Jahre nach seinem aktiven Wirken lieferte der Mazedonier des Öfteren Gesprächsstoff. Nachdem er im November eine bedingte Freiheitsstrafe von sieben Monaten ausfasste, sucht er nun sein Glück als Trainer im Fernen Osten.
Man kann zu Ilco Naumoski stehen wie man will. Die heimische Bundesliga hat der als Heißsporn bekannte mazedonische Ex-Stürmer mit seinen Ecken und Kanten allemal geprägt. Im SALZBURG24-Gespräch spricht Naumoski über sein Bad Boy-Image, echte Typen und seine Ziele.
Naumoski: Verdammt, vergöttert, verhasst
Seine Spieler-Karriere war von Extremen geprägt, die von sensationellen Leistungen im Nationalteam über wichtige Tore für Mattersburg bis hin zu Würgeattacken gegen eigene Mitspieler reichten. Der 33-Jährige polarisierte bis 2013 die Bundesliga wie kein Zweiter und stellte sich damit auf professioneller Ebene nicht selten ins Abseits – eine Wundertüte erster Klasse!
SALZBURG24: Nach dem damaligen Abstieg mit Mattersburg hast du deine Zelte in Österreich endgültig abgebrochen. Welche neuen Herausforderungen hast du dir seitdem gesucht?
NAUMOSKI: Nach meiner schweren Verletzung (offener Schien- und Wadenbeinbruch, Anm.) und dem Karriereende bin ich ins Trainergeschäft eingestiegen. Ich habe die B-Lizenz in Mazedonien erfolgreich absolviert und bin jetzt in Richtung A-Lizenz unterwegs. Mein Ziel ist aber die Pro-Lizenz. Um die nötige Praxis dafür zu sammeln, habe ich die Herausforderung als Jugend-Trainer in China auf mich genommen.
Warum hast du dich für den Fernen Osten entschieden?
Die Chinesen sind komplett fußballverrückt. Mir gefällt ihre Mentalität, die Einstellung zum Sport und vor allem die Kultur. Auf einer der größten staatlichen Sportuniversitäten habe ich dank meines Managers einen Trainer-Job im Jugendbereich angenommen. So eine Gelegenheit bietet sich nicht für jeden – darauf bin ich schon sehr stolz. Alles, was im Fernen Osten Rang und Namen hat, kam mit der Universität irgendwie schon einmal in Kontakt. Auch etliche Medaillengewinner absolvierten hier ihre Ausbildungen. In der Jugendliga kommen bis zu 15.000 frenetische Zuseher – das ist gewaltig.
Kann man den Schritt nach China als eine Art Flucht aus Österreich sehen?
Auch wenn in meinen Adern mazedonisches Blut fließt, ist Österreich mein Land. Ich liebe dieses Land über alles und habe die 28 Jahre bislang sehr genossen. Eine Flucht kann man es nicht nennen. Eher eine Expedition, um Erfahrungen zu sammeln. In Österreich hatte ich zu diesem Zeitpunkt trotz Angebote keine Lust eine Mannschaft zu übernehmen.
Ilco, ohne dich ist es in der österreichischen Bundesliga sehr viel ruhiger geworden? Vermisst du in Österreich Typen mit Ecken und Kanten?
Leider gibt es in der Bundesliga kaum mehr richtige Typen. Spieler wie Kühbauer, Jancker und Ogris würden der Liga sehr gut tun. Solche Typen wie mich gibt es heutzutage nicht mehr im österreichischen Fußball. Daher ist er auch langweilig geworden und die Leute kommen nicht mehr wie früher ins Stadion.
Wie siehst du die Entwicklung des heimischen Fußball?
Ab und zu verfolge ich das Geschehen, aber Mannschaften wie Wiener Neustadt oder Grödig sehe ich als keine Bereicherung für den Profi-Fußball an. Von klein auf bin ich eingefleischter Rapid-Fan und war damals bei jedem Auswärtsspiel mit dabei. Schade, dass es kein Verein geschafft hat, an die glorreichen Zeit vom GAK anzuschließen. Teilweise ist mir die Lust auf den österreichischen Fußball vergangen. Bei der Nationalmannschaft verfolge ich hingegen jedes Spiel. Bei Marko Arnautovic gefallen mir viele Charaktereigenschaften sehr gut – auch als Spieler macht er immer wieder eine hervorragende Figur.
Die Bundesliga-Reform wird im Profi-Fußball einiges verändern. Wie stehst du dazu?
Davon habe ich bis dato noch nichts gehört. Was ändert sich dadurch?
Die ersten Ligen werden auf zwölf beziehungsweise 16 Mannschaften aufgestockt und die Lizenzkriterien in der zweiten Liga abgeschwächt.
Für zwölf Mannschaften ist Österreich noch nicht bereit. Das wird die Qualität weiter mindern und nicht den erhofften Erfolg bringen. Wie schon gesagt, Dorfklubs wie Grödig etc. tragen da nicht wirklich positiv dazu bei. Das System in der Schweiz hat Hand und Fuß, da könnte man sich sicher einiges abschauen.
In deinen zehn Jahren Bundesliga hast du dir den Ruf des “Bad Boy” oder “Fußballrüpel” eingebracht.
Diese Begriffe sind nur eine Erfindung der Medien (lacht). Diese Journalisten haben noch nie in ihrem Leben Fußball gespielt. Solche Vorurteile gibt es auch nur in Österreich. Entweder sie lassen dich hochleben oder sterben.
Wie würdest du als Trainer mit solchen Charakteren umgehen?
Ich habe einen Plan, aber den verrate ich nicht (lacht). Ich bin ein Mensch, der mit den unterschiedlichsten Typen auskommen kann. Das habe ich in meiner langen Karriere schon des Öfteren bewiesen. Mittlerweile weiß ich, wie man Typen wie mich angreifen und behandeln soll.
Deine Eskapaden, die regelrecht zu Skandalen hochstilisiert wurden, schlugen in den Medien sehr hohe Wellen und bescherten dir ein negatives Image, das womöglich auch über dein Karriereende hinaus an deinen Fersen haften wird. Glaubst du, wird sich das in Zukunft legen?
Das ist mir eigentlich egal. Ich weiß über meine Qualitäten bestens bescheid und werde meinen Weg schon noch machen. Ein Engagement in Österreich muss nicht unbedingt sein. Es gibt noch viel bessere und spannendere Ligen mit hochkarätigen Spielertransfers.
Ilco, wo siehst du dich in fünf Jahren?
Mit meiner absolvierten Profi-Lizenz als Cheftrainer bei einer guten Mannschaft.