Russische Kirche: Ökumenismus widerspricht nicht orthodoxer Lehre

Entwurf des „Katechismus der russisch-orthodoxen Kirche" zitiert Feststellungen des Panorthodoxen Treffens von Thessaloniki von 1998, das für ökumenische Offenheit steht.


„Der Ökumenismus widerspricht nicht der orthodoxen Lehre“: Auf diesen Satz im Abschnitt 6 des Entwurfs für den „Katechismus der russischen orthodoxen Kirche“ hat der Chefredakteur der französischen Website „orthodoxie.com“, Pater Jivko Panev, in einem Interview mit „La Croix“ aufmerksam gemacht. Der von der Biblisch-Theologischen Kommission des Heiligen Synods des Moskauer Patriarchats erarbeitete Textentwurf über die Haltung der russisch-orthodoxen Kirche zur nichtorthodoxen Christenheit zitiere damit das Panorthodoxe Treffen von Thessaloniki von 1998.

Panev unterstrich dazu, dass der Moskauer Patriarch Kyrill dem Dialog mit den Katholiken sehr positiv gegenüberstehe. In Thessaloniki wurde festgehalten, dass die orthodoxen Repräsentanten in der ökumenischen Bewegung immer „den verschiedenen Autoritäten“ der orthodoxen Kirche „treu und gehorsam“ waren und „in Übereinstimmung mit den kanonischen Bestimmungen, mit der Lehre der Ökumenischen Konzilien, den Kirchenvätern und der heiligen Tradition der orthodoxen Kirche“ gehandelt hätten, erinnerte der aus Mazedonien stammende Panev, der am orthodoxen Institut Saint-Serge in Paris Kirchenrecht und Kirchengeschichte lehrt.

Die ökumenische Öffnung bei der Erarbeitung des neuen Katechismus – übrigens des ersten modernen Katechismus einer orthodoxen Kirche – geschehe „unter dem Hirtenstab“ von Patriarch Kyrill. Diesem gehe es, so Pater Panev, um eine Öffnung zu den Problemen des modernen Menschen und zugleich um eine Wiederentdeckung der Wurzeln der russischen Orthodoxie nach den 70 Jahren des Staatsatheismus. Auf ähnliche Weise, wie die katholische Kirche in den letzten Jahrzehnten ihre Soziallehre und ihren Weltkatechismus entwickelt habe, sei es Kyrill schon in seiner Zeit als Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats um die Publikation von Grundlagen der Soziallehre der russisch-orthodoxen Kirche und jetzt um die Ausarbeitung eines die Menschen von heute ansprechenden Katechismus gegangen.

QUELLE: Die Tagespost