In Mazedoniens Hauptstadt Skopje haben am Mittwochabend erneut Tausende gegen den Kompromiss im Streit mit Athen um den Staatsnamen demonstriert. Die vor dem Parlament versammelten Demonstranten warfen der Regierung Verrat vor, wie mazedonische Medien berichteten. Der protest wurde von mazedonische Fußballfans nach Aufruf der Fangruppierung "Komiti Skopje" organisiert. "Im Verein getrennt in der Sache vereint" zeigte sich etliche Fangruppierungen im ganzen Land solidarisch, so gab es größere Kundgebungen auch in anderen Städten.
"Wir haben nur einen Namen - Mazedonien", lautete eine der Parolen. Zuvor hatte Staatspräsident Gjorge Ivanov dem "Kompromiss" noch eine klare Absage erteilt und als totale Kapitulation der nationalen Interessen Mazedoniens bezeichnet. Regierungschef Zoran Zaev und sein griechischer Kollege hatten sich in dieser Woche auf den möglichen neuen Staatsnamen Nord-Mazedonien (Mazedonisch: Severna Makedonija) geeinigt.
"Ich werde diese Vereinbarung nicht unterschreiben", hatte Ivanov am Mittwoch in Skopje gesagt.
Auch die Opposition in Griechenland und Mazedonien kündigten an, das von Tsipras und Zaev erzielte Abkommen zu Fall bringen zu wollen. Nach mazedonischen Medienberichten wollten Tsipras und Zaev die Vereinbarung am Samstag unterzeichnen.
Abkommen sei "Kapitulation"
Der mazedonische Oppositionsführer Hristijan Mickoski wiederholte am Mittwoch seine Einschätzung, das Abkommen sei eine "Kapitulation" Skopjes. "Griechenland hat alles bekommen, was es verlangt hat und wir nichts", kritisierte auch Staatschef Ivanov: "Ich werde nicht die Legalisierung einer illegalen politischen Konstruktion erlauben", sagte er weiter: Denn "dieses Abkommen löscht die 27-jährige Geschichte dieses Landes aus".
Die griechische Oppositionspartei Nea Dimokratia hat den Kompromiss ebenfalls scharf kritisiert. Es sei ein "nationaler Rückzug", dass Athen die Existenz einer mazedonischen Sprache und einer mazedonischen Ethnie akzeptiert hat, erklärte Parteichef Kyriakos Mitsotakis.
Mehrheit dagegen
"80 Prozent des Volkes will dieses Abkommen nicht", sagte ND-Sprecherin Martian Spyraki der Deutschen Presse-Agentur am Mittwochabend. Am Freitag will Tsipras das Parlament im Detail informieren.
Auch der Chef des Junior-Koalitionspartners der Regierung Tsipras, der Rechtspopulist Panos Kammenos, hatte am Dienstag erklärt, seine Partei werde das Abkommen nicht billigen.
Die konservative griechische Oppositionspartei Nea Dimokratia (ND) hat am Donnerstag ein Misstrauensvotum gegen den griechischen Regierungschef Alexis Tsipras beantragt. Grund sei, dass Tsipras keine Mehrheit habe, um einen Kompromiss im Namensstreit zwischen Mazedonien und Griechenland mit dem mazedonischen Regierungschef Zoran Zaev zu unterzeichnen.