Balkan: Juncker warnt vor neuem Krieg


Der Kommissionspräsident der Europäischen Union, Jean-Claude Juncker, hat eindringlich vor neuen kriegerischen Auseinandersetzungen auf dem Balkan gewarnt, sollte den Westbalkanstaaten die EU-Perspektive "geraubt" werden. 

"Fruchtbar ist der Schoß noch", zitierte Juncker in diesem Zusammenhang am Freitag in der Wiener Hofburg Bertolt Brecht.

"Wenn in dieser hoch komplizierten Landschaft Europas der Eindruck entstehen würde, es wäre uns nicht ernst mit der europäischen Beitrittsperspektive für den Westbalkan, dann werden wir später - oder wahrscheinlich früher - wieder das erleben, was wir in den 90er-Jahren auf dem Balkan erlebt haben", sagte Juncker in seiner Rede zum Thema "Für ein weltpolitikfähiges Europa". 

Denn die Geschichte der 1990er-Jahre sei auf dem Westbalkan noch nicht aufgearbeitet worden.  "Und die Geschichte der 90er-Jahre konnte entstehen, weil die Geschichte der Jahrzehnte vorher, der Jahrhunderte vorher, 'aufgearbeitet' wurde." sagte Juncker desweiteren.

EU-Kommissionspräsident sieht Beitritt der Westbalkanstaaten nicht vor 2025

Der Weg der Westbalkanstaaten (Bosnien, Albanien, Serbien, Mazedonien, Montenegro, Kosovo) zum Vollbeitritt ist für Juncker allerdings "noch lang". Er registriere zwar in einigen Staaten Fortschritte, "aber die Fortschritte sind nicht ausgeprägt genug." Der Kommissionspräsident sprach sich dafür aus, den Westbalkanstaaten in der Zwischenzeit "einen Wirtschaftsraum anzubieten, in dem sie sich zum Teil so benehmen können, wie sie sich als Mitgliedsstaaten eines Tages können werden." Ihren Vollbeitritt sieht er "nicht vor 2025 - und dann auch nicht auf die Schnelle."

Juncker bekräftigte, man müsse sich "intensiv um den Westbalkan kümmern, helfen, wo es notwendig ist, (...) aber auch dafür sorgen, dass gut verstanden wird, dass alle Grenzkonflikte zwischen den Westbalkanstaaten gelöst werden müssen, bevor der Beitritt vollzogen wird."