Die Dringlichkeit einer Lösung der mazedonischen Kirchenfrage hat der Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion, unterstrichen. In einem Interview des Athener Kirchenportals "romfea.gr" begrüßte er die jüngsten Bemühungen der Bulgarischen Orthodoxen Kirche, die mazedonischen Orthodoxen in Gemeinschaft mit ihren Schwesterkirchen zu führen. Doch dürfe das serbisch-orthodoxe Patriarchat von Belgrad dabei nicht übergangen werden, so Hilarion. Damit nimmt die Russische Orthodoxe Kirche zum jüngsten Anlauf in der mazedonischen Kirchenfrage eine Mittelposition ein.
"Das Idiom der nach Mazedonien eingewanderten Slawen habe im 9. Jahrhundert den Heiligen Kyrill und Method als Grundlage für ihre Schöpfung des Kirchenslawischen gedient", sagte Hilarion. Nach Bekämpfung der Slawenapostel in ihrem mährischen Wirkungsbereich und der Vertreibung ihrer Schüler entwickelte sich der Raum um die heute mazedonische Stadt Ohrid zum Zentrum kirchenslawischer Kultur. Dort wurden auch die Grundlagen für die spätere Christianisierung Russlands in byzantinischer Tradition gelegt. Zwischen 990 und 1767 war Ohrid Sitz eines Patriarchen beziehungsweise eines weitgehend eigenständigen orthodoxen Erzbischofs. Danach war dieser direkt dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel unterstellt, der den südslawischen Teil Mazedoniens 1920 an die Serbische Orthodoxe Kirche abtrat.
Die Wiedererklärung von Mazedoniens kirchlicher Selbstständigkeit (Autokephalie) 1967 sei daher ein durchaus berechtigtes Anliegen, so Metropolit Hilarion, bedürfe aber auch der Zustimmung durch die serbische Mutterkirche. Deren Weigerung, die mazedonische Orthodoxie in die Autokephalie zu entlassen, hat schon seit vier Jahrzehnten zur Folge, dass die mazedonisch-orthodoxe Landeskirche von den anderen "kanonischen" Kirchen der Weltorthodoxie nicht anerkannt wird.
DT/KAP