Der Ökumenische Patriarch Bartholomäus I. möchte die schismatischen orthodoxen Kirchen in der Ukraine und in Mazedonien wieder in „die kanonische Gemeinschaft der orthodoxen Kirche“ zurückführen. Das sei die Aufgabe seines Amtes, betonte der Patriarch bei einer Liturgie zum Fest seines Namenspatrons am Wochenende.
Wie die Stiftung Pro Oriente berichtet, sagte der Patriarch wörtlich in der Georgskathedrale in Istanbul: „Die Tatsache eines Schismas kann kein Argument dafür sein, guten Gewissens eine ganze Nation außerhalb der Grenzen von Wahrheit und Kanonizität der Kirche zu belassen und damit die Verantwortung vor Gott und der Geschichte zu leugnen. Vielmehr geht es darum, diese Situation als Antrieb für die Suche nach heilenden und vereinenden Lösungen zu sehen.“
Das Patriarchat für das Heil der ganzen Welt
Wenn die „Mutterkirche“ von Konstantinopel „Pfade der Heilung für unsere Brüder in der Ukraine und in Skopje“ suche, erfülle sie ihre „apostolische Pflicht“, so der Patriarch.
Die Kompetenzen, über die das Ökumenische Patriarchat verfüge, habe es für „das Heil der ganzen Welt“; das Patriarchat biete sie allen Völkern ohne Ausnahme an. In diesem Rahmen finde der innerkirchliche Dialog statt, der „in Liebe und Wahrheit“ zu geschehen habe.
Im Verlauf der Geschichte habe die Kirche von Konstantinopel ihre Mission nie „zum eigenen Nutzen“ oder mit „expansionistischen oder kolonialistischen“ Absichten verfolgt, war es Bartholomäus wichtig zu betonen.
Missionarische Arbeit zeigt Ergebnisse
In seiner Predigt erinnerte Bartholomäus daran, dass von Konstantinopel die Christianisierung unter anderem der slawischen Völker ausgegangen war. Heute werde diese missionarische Arbeit durch die Metropolien des Ökumenischen Patriarchats in Korea, Hongkong, Singapur und Lateinamerika fortgesetzt.
Ausdrücklich erwähnte der Patriarch, dass in den letzten Jahren auch mehrere der 1923 nach dem Vertrag von Lausanne aufgegebenen Metropolien in Ostthrakien und Kleinasien – wie Edirne/Adrianoupolis, Izmir/Smyrna, Bursa/Proussa – wiederhergestellt werden konnten.
Kyrill gratuliert Bartholomäus
Zum Abschluss der Liturgie verlas der russisch-orthodoxe Erzbischof von Wien und Budapest, Antonij Sewrjuk ein Glückwunschschreiben des Moskauer Patriarchen Kyrill I.
Darin lobte er die „guten Früchte“ der „apostolischen Predigt“ des Ökumenischen Patriarchen und seiner Vorgänger. Ein integraler Teil dieses Dienstes sei die „Bewahrung der Einheit des Geistes durch das Band des Friedens“ zu Gunsten des Wohles der Kirchen Gottes und der Einheit aller.
Politischer Versöhnungskurs im Balkan
Die Einigung zwischen Griechenland und Mazedonien im Namensstreit könne ebenfalls zum Teil aufs Konto der Versöhnungsinitiativen von Bartholomäus verbucht werden.
Mazedonien solle künftig Republik Nord-Mazedonien heißen, hatte der mazedonische Ministerpräsident Zoran Zaev am Dienstagabend mitgeteilt. Zuvor hatte bereits der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras die Einigung verkündet, die die Bestrebungen Mazedoniens für einen NATO- und EU-Beitritt voranbringen könnte.
Allerdings müssen beide Parlamente dem Kompromiss noch zustimmen, in Mazedonien soll es zudem ein Referendum geben.