Mazedonien bekommt griechisch-katholische Eparchie

Auch die „byzantinischen“ Katholiken von Strumica verwalten das Erbe der Unionsbewegung unter den bulgarischsprachigen Orthodoxen in der Mitte des 19. Jahrhunderts – Kiro Stojanov ist der einzige „bi-rituelle“ Bischof der katholischen Kirche.


Auch der Heilige Stuhl beteiligt sich indirekt an den Bemühungen um eine „Normalisierung“ der mazedonischen Situation. Das bisherige Apostolische Exarchat für die Katholiken des byzantinischen Ritus in Mazedonien wurde zur Eparchie (Diözese) umgewandelt. Der offizielle Name des neuen Kirchengebiets lautet: „Eparchie von der Aufnahme Mariens in den Himmel zu Strumica und Skopje“ (der Heilige Stuhl vermeidet es seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil in orthodox geprägten Gebieten katholische Bischofssitze mit dem Stadtnamen zu bezeichnen, weil die Vorstellung von zwei Bischöfen in der selben Stadt dem ostkirchlichen Konzept zutiefst zuwiderläuft). Die vatikanische Neuordnung in Mazedonien erfolgte rund 14 Tage vor der vieldiskutierten „Einigung“ zwischen den Ministerpräsidenten Griechenlands und Mazedoniens über den Staatsnamen.

Bischof der neuen Eparchie ist Kiro Stojanov, der auch bisher schon als Exarch fungiert hatte. Das Besondere an der Situation von Stojanov ist, dass er auch (schon seit 2005) als lateinischer Bischof von Skopje amtiert. Stojanov ist das einzige Beispiel eines „bi-rituellen“ Bischofs, eine Situation, die im orthodoxen Bereich nicht zur Hochschätzung der katholischen Ostkirchen beiträgt. Die Katholiken des byzantinischen Ritus sind in Mazedonien im Gebiet von Strumica konzentriert, einer Talschaft, die nach der Befreiung von der osmanischen Herrschaft im Zug der Balkankriege zunächst zu Bulgarien gehört hatte, 1919 aber an Serbien abgetreten werden musste.

Die Katholiken des byzantinischen Ritus in Strumica sind ein Restbestand der bulgarischen griechisch-katholischen Kirche im Osmanischen Reich der „Tanzimat“-Epoche. Während der Auseinandersetzungen um die Etablierung einer vom Phanar unabhängigen orthodoxen Kirchenhierarchie in den mehrheitlich oder anteilig bulgarischsprachigen Herrschaftsgebieten des „Sultans und Imperators“ kam es um die Mitte des 19. Jahrhunderts zur Union bulgarischsprachiger orthodoxer Gemeinden mit Rom, ohne dass die osmanischen Behörden eingegriffen hätten. Papst Pius IX. weihte am 8. April 1861 Josif Sokolski zum Bischof für die bulgarischsprachigen „Unierten“ und wies ihm Konstantinopel als Sitz an. Schon bald nach seiner Ankunft in der Kaiserstadt am Bosporus verschwand Bischof Sokolski unter mysteriösen Umständen und verbrachte seine restlichen 18 Lebensjahre im streng russisch-orthodoxen Kiewer Höhlenkloster. Nachdem der Sultan – um das Ökumenische Patriarchat zu schwächen – 1870 die Errichtung eines bulgarischsprachigen orthodoxen Exarchats genehmigt hatte, kehrten viele „Unierte“ in die Orthodoxie zurück. Für die verbliebenen katholischen Gläubigen des byzantinischen Ritus wurde 1883 je ein eigenständiges Apostolisches Vikariat in Saloniki (für Mazedonien) und in Adrianoupolis (für Thrazien) errichtet. Auch in Konstanntinopel verblieb ein Apostolischer Vikar mit dem Titel eines Erzbischofs. 1926 wurden alle diese Kirchengebiete – von deren Gläubigen nur wenige die dramatischen, aber in Westeuropa nicht beachteten „ethnischen Säuberungskriege“ der Jahre 1915-1923 überlebt hatten – aufgelöst.

In Strumica floss zwar nicht so viel Blut, aber das Gebiet wurde der jetzt für ganz Jugoslawien zuständigen griechisch-katholischen Eparchie Krizevci unterstellt. Nach dem Zerbrechen Jugoslawiens richtete Johannes Paul II. 2001 wieder ein eigenständiges Kirchengebiet für die griechisch-katholischen Gläubigen von Strumica und ganz Mazedonien ein.

QUELLE: Ostkirchen Info