Schon seit gut einem Jahr wiegt die auferlegte "Namenslösung" in Form von "Nordmazedonien" auf den Schultern der Mazedonier, viel wurde in dieser Zeit geredet. Doch, wie so oft vermissen wir Mazedonier in den Deutschsprachigen Medien Berichte zu den übrigen Teilen Makedoniens.
Im ersten Teil unserer Serie haben wir auf Süd-Makedonien geblickt, bzw, wie wir Mazedonier sagen "Egejska Makedonija", welches seit 1913 auf griechischem Staatsgebiet liegt.
Der Drittgrößte Teil Makedoniens nach der Ägäis und der Republik, liegt im Osten. Und dahin geht heute unser Blick, über die makedonisch-bulgarische Grenze wo man nach Pirin-Makedonien gelangt, respektive Ost-Makedonien oder West-Bulgarien...
Der Drittgrößte Teil Makedoniens nach der Ägäis und der Republik, liegt im Osten. Und dahin geht heute unser Blick, über die makedonisch-bulgarische Grenze wo man nach Pirin-Makedonien gelangt, respektive Ost-Makedonien oder West-Bulgarien...
Ost-Makedonien oder Pirin-Makedonien
Pirin Makedonien (mazedonisch: Пиринска Македонија; bulgarisch: Пиринска Македония) ist der zweit-kleinste Teil der geografischen Region Mazedonien (nach Mala Prespa) auf der Balkanhalbinsel, und liegt heute bzw seit dem Bukarester Friedensvertrag 1913 im Südwesten Bulgariens.
Diese Region fällt mit den Grenzen des Gebiets Blagoevgrad zusammen und fügt die Umgebung des Dorfes Barakovo aus der Provinz Kyustendil hinzu.
"Pirinska Makedonija" umfasst eine Fläche von ca. 6.798 km², was etwas mehr als 10 Prozent der gesamten Region Makedonien entspricht. Eines der regionalen Zentren ist Blagoevgrad, auch bekannt als Gorna Dschumaja (mazedonisch: Горна Џумаја), der alte Name der Stadt.
Die Region grenzt im Norden an die Provinz Kyustendil und die Provinz Sofia, im Osten an die Provinz Pazardzhik und die Provinz Smolyan, im Süden an Griechenland und im Westen an die Republik Mazedonien. Die Bevölkerung wird auf rund 325.000 Menschen geschätzt.
Der Name dieser Region ist vom Piringebirge abgleitet, das im zentralen Teil von Pirin Makedonien verbreitet ist. Der Bergname Pirin stammt von Perun, dem höchsten Gott des slawischen Pantheons und dem Gott des Donners und des Blitzes. In der Antike wurde das Gebiet von den Thrakern Orbelos genannt, was in der thrakischen Sprache "schneeweißer Berg" bedeutet.
Gleiches Schicksal wie in Süd-Makedonien
Bei einem Blick in das EU-Land Bulgarien fallen sofort parallelen zum EU Land Griechenland auf, auch in Bulgarien wird die ethnische mazedonische Minderheit nicht anerkannt. Nicht nur anerkannt, sondern politisch und kulturell unterdrückt ist der Mazedonier auch im EU Land Bulgarien.
Während Griechenland behauptet, Makedonien ist Griechisch und nichts anderes, ist die Doktrin aus Sofia auch relativ simpel zu verstehen: alles was man unter Mazedonier oder Mazedonisch versteht, sei demnach Teil der Bulgarischen Nation, Tradition und Geschichte.
Die Sprache der Mazedonier wird nicht als eigenständige Sprache von den Bulgaren anerkannt, sie wird als ein "West-bulgarischer Dialekt" betrachtet. Wie wir auf unserem Geschichte Blog ein mal geschrieben haben, es ist die Ironie der Geschichte, dass das Volk welches dem eingewanderten Turkvolk der Bulgaren aus der Steppe eine Sprache und Literatur gab, jetzt von diesen als nicht Existenz betrachtet werden.
Der Fall "OMO Ilinden-Pirin"
Die Unterdrückung der Mazedonier in Bulgarien geht sogar so weit, dass Bulgarien politische Parteien in Bulgarien, die aus der ethnisch mazedonischen Minderheit hervorgegangen sind, verboten hat. So wurde die Organisation OMO Ilinden-Pirin verboten, sie sei "separatistisch".
Die "Vereinte mazedonische Organisation: Ilinden-Pirin" (Обединена македонска организация: Илинден – Пирин) ist eine mazedonische Organisation in Bulgarien, deren selbst erklärte Ziele der Schutz der Menschenrechte, der Sprache und der Nationalität der mazedonischen Minderheiten im bulgarischen Staat sind. Bulgarien selbst dagegen, sieht die Organisation als eine von "einer ausländischen Regierung finanzierte Separatistenorganisation" an.
1999 wurde die Organisation als politische Partei eingetragen und nahm im selben Jahr an den Kommunalwahlen teil. Die Partei bekam in der Kernregion der Partei, der Provinz Blagoevgrad (Pirin-Mazedonien), rund 3.000 Stimmen, entsprechend der Zahl der selbst erklärten ethnischen Mazedonier in der Region nach der jüngsten bulgarischen Volkszählung (3.100 im Jahr 2001). Im Rest des Landes erhielt die Partei jedoch fast keine Stimmen.
Am 29. Februar 2000 wurde OMO Ilinden-Pirin durch Entscheidung des bulgarischen Verfassungsgerichts als separatistische Partei aus dem bulgarischen politischen System ausgeschlossen. Am 25. November verurteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg Bulgarien wegen Verstoßes gegen die Versammlungsfreiheit der OMO Ilinden-Pirin. Das Gericht stellte fest, dass Bulgarien gegen Gesetz 11 der Europäischen Menschenrechtskonvention verstoßen habe.
Am 26. Juni 2006 hielt die Partei eine neue Gründungsversammlung ab und löste in den bulgarischen Medien einige Kontroversen aus. Das Treffen fand trotz einer IMRO-BNM-Protestdemonstration in der südwestlichen Stadt Gotse Delchev statt. Der IMRO-BNM-Abgeordnete Boris Yachev warf der mazedonischen Regierung vor, die Partei mit 75.000 Euro zu sponsern, und forderte den Rückruf des mazedonischen Botschafters Abdurahman Aliti. Der Parteivorsitzende Stojko Stojkov nannte die Partei bulgarisch und nicht ethnisch motiviert.
Am 30. Juli bestätigte das Stadtgericht von Sofia die Entscheidung, die Registrierung abzulehnen. Das Gericht brachte unter anderem vor, dass das erforderliche Quorum von 530 Unterschriften nicht erreicht worden sei und dass es viele Unregelmäßigkeiten bei den vorgelegten Unterschriften gebe.
Die OMO Ilinden-Pirin wurde im April 2007 als Vollmitglied in die Europäische Freie Allianz aufgenommen.
Bulgarische Politik verschärft den Irredentismus
Die bulgarische Politik gegenüber Mazedonien ist von "Zwei Gesichtern" geprägt, man könnte fast verleitet werden den Begriff "Heuchlerisch" in den Raum zu werfen.
Während Bulgarien als erster Staat die damals ausgerufene Republik Mazedonien völkerrechtlich, und beim Verfassungsrechtlichen Namen anerkannte, ist die Doktrin immer noch voranging in Sofias Politik: Mazedonien existiert als Staat, aber es existieren keine Mazedonier, diese sind "abtrünnige Bulgaren", es existiert keine Mazedonische Sprache, der ein "west-bulgarischer Dialekt" sei.
Dies ist auch gerade aktuell (Stand, Juli 2019) spürbar, Bulgarien pocht auf den Freundschaftsvertrag der zwischen den beiden Staatsmännern Zoran Zaev und Bojko Borissow im August 2017 unterzeichnet wurde. Dies geht sogar soweit, dass jüngst Borrisow ganz offen, als "Chef eines EU Landes" sagte: Mazedonien solle keine bulgarische Geschichte stehlen. Sofia scheint die letzten Jahre einiges von Athen gelernt zu haben.
So wie Zoran Zaev und seine Regierung "Alexander den Großen den Griechen überlassen hat", wird er auch den mazedonischen Nationalhelden Goce Delchev der bulgarischen Geschichtsschreibung überlassen.
Jüngste Vorfälle, wie das auslassen der Strophe in welcher Goce Delcev neben weiteren Akteure des Ilinden Aufstandes besungen wird, bis hin zur Einweihung der neuen Autobahn "Miladinovci-Shtip" - eigentlich, trägt diese Autobahn den Namen "Goce Delchev" nach Entscheidung der Vorgängerregierung...